Schriftsteller Erich Loest gestorben

Schriftsteller Erich Loest gestorben
Der Schriftsteller Erich Loest ist tot. Er starb am Donnerstagabend in seiner Heimatstadt Leipzig, wie die Polizei am Freitagmorgen mitteilte.

Ein Sprecher sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), offenbar habe sich der 87-Jährige selbst das Leben genommen. Loest habe sich offenkundig an der Leipziger Universitätsklinik aus einem Fenster gestürzt. Zu seinen bekanntesten Romanen zählen "Völkerschlachtdenkmal" und "Nikolaikirche".

Loest wurde am 24. Februar 1926 im sächsischen Mittweida geboren. Nach Kriegsdienst und kurzer amerikanischer Gefangenschaft begann er 1947 ein Volontariat bei der "Leipziger Volkszeitung". Er trat der SED bei und schrieb den Roman "Jungen, die übrig bleiben". Als die Erzählung über seine Kriegsgeneration 1950 veröffentlicht wurde, warf ihm die Partei "Standpunktlosigkeit" vor. In den Folgejahren wurde Loest massiv von der Staatssicherheit überwacht und saß siebeneinhalb Jahren im berüchtigten DDR-Zuchthaus Bautzen.

Publikationsverbot nach Kritik an der DDR-Zensur

Nach der Haftentlassung 1964 kehrte Loest nach Leipzig zurück. Mit dem autobiografischen Roman "Es geht seinen Gang oder die Mühen der Ebene" meldete er sich 1978 auf der Bühne der zeitkritischen DDR-Literatur zurück. In einem offenen Brief an SED-Parteichef Erich Honecker kritisierte Loest 1979 gemeinsam mit anderen Schriftstellern die Zensur in der DDR. Er wurde aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen und bekam Publikationsverbot.

1981 verließ er entnervt die DDR in Richtung Westen. Auch in Osnabrück und später in Bad Godesberg blieb für Loest das ferne Leipzig im geteilten Deutschland gegenwärtig. Mitte der 80er Jahre erschien sein Roman "Völkerschlachtdenkmal". Als die Mauer fiel, kehrte er nach Sachsen zurück. 1995 erschien sein Roman "Nikolaikirche" um die Ereignisse der Leipziger Montagsdemonstrationen vom Herbst 1989.