"Ärzte ohne Grenzen" zieht wegen Übergriffen aus Somalia ab

"Ärzte ohne Grenzen" zieht wegen Übergriffen aus Somalia ab
Sie operierten Verletzte, betreuten Schwangere und versorgten hungernde Kinder. 22 Jahre lang arbeitete "Ärzte ohne Grenzen" in einem oft vergessenen Bürgerkriegsland. Doch das Risiko für die Helfer wurde immer größer.

Nach der Entführung und Ermordung zahlreicher Mitarbeiter schließt die medizinische Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" ihre Programme in Somalia. Der Missbrauch und die Manipulation humanitärer Hilfe machten eine Weiterarbeit unmöglich, teilte das Hilfswerk am Mittwoch mit. Immer häufiger unterstützten bewaffnete Gruppen und zivile Autoritäten gewaltsame Angriffe oder tolerierten sie.

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"Ärzte ohne Grenzen" hat 22 Jahre lang medizinische Nothilfe in dem Bürgerkriegsland am Horn von Afrika geleistet. Seitdem wurden 16 Beschäftigte getötet. Zuletzt waren in Somalia 1.500 Mitarbeiter für "Ärzte ohne Grenzen" tätig, die jedes Jahr Hunderttausende Menschen versorgten. Die Risiken für die Helfer seien zu groß geworden und stünden in keinem Verhältnis zu den Möglichkeiten, der Bevölkerung zu helfen, erklärte Unni Karunakara, der internationale Präsident der Organisation.

2011: Tötung zweier Mitarbeiter in Mogadischu

Zu den jüngsten Vorfällen in Somalia zählen die brutale Tötung zweier Mitarbeiter in Mogadischu im Dezember 2011 sowie die Entführung von zwei Kolleginnen aus dem Flüchtlingslager Dadaab im Grenzgebiet in Kenia. Die Entführung endete erst vergangenen Monat nach 21-monatiger Geiselhaft in Süd- und Zentral-Somalia.

Die Organisation nahm ihre Arbeit in Somalia 1991 auf, betreute auch Schwangere und mangelernährte Kinder. Damals begann mit dem Sturz des Diktators Siad Barre ein Bürgerkrieg zwischen Clans und Warlords, mit wechselnden Fronten. Bis heute dauert die Gewalt an. Somalia hat erst seit September 2012 wieder eine legitime Regierung unter Präsident Hassan Sheikh Mohamud.

Bis Sommer 2011 hatte die islamistische Al-Schabab-Miliz Mogadischu und den größten Teil des Landes kontrolliert. Die zum Terrornetzwerk Al-Kaida gehörenden Islamisten wurden zurückgeschlagen. So verloren sie die militärische Kontrolle über Mogadischu und die wichtige Hafenstadt Kismayo. Dennoch ist die Terrorgruppe weiterhin stark genug, Selbstmordattentate zu verüben.