Theologieprofessor: EKD-Familienpapier teils nicht "schriftgemäß"

Theologieprofessor: EKD-Familienpapier teils nicht "schriftgemäß"
Der Bonner Theologieprofessor Martin Honecker hat das umstrittene Familienpapier der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) als "methodisch fragwürdig" kritisiert.

Der theologische Teil leide darunter, dass die Bibel als eine Art Werkzeugkasten betrachtet werde, aus dem man sich je nach Bedarf bedienen könne, schreibt der emeritierte evangelische Theologe und Sozialethiker in einem Leserbrief, den die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer Samstagsausgabe abdruckte. "En passant" werde dabei ein neues evangelisches Eheverständnis kreiert.

Doch eine solche Auslegung sei nicht "schriftgemäß", erklärte Honecker. Dies sei dagegen ein Gebrauch der Bibel als Heilige Schrift der Christenheit, die sich - bezogen auf die theologischen Grundaussagen von der Gnade Gottes - selbst auslege. Dabei würden dann "auch nicht bloß Modelle zur Auswahl individueller Lebensführung" vermittelt.

Gravierende theologische Schwächen

In der im Juni vorgestellten Orientierungshilfe mit dem Titel "Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken" fordert der Rat der EKD, alle Familienformen zu stärken und schließt dabei auch Patchworkfamilien und homosexuelle Partnerschaften ein. Aus der evangelischen Kirche und von katholischer Seite wird kritisiert, der Text entwerte die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau.

Honecker gehörte von 1970 bis 1991 der EKD-Kammer für Öffentliche Verantwortung an. Vor ihm hatten bereits der Wiener Sozialethiker Ulrich Körtner und Bonner Theologieprofessor Ulrich Eibach gravierende theologische Schwächen in der EKD-Schrift bemängelt. Während etliche Landesbischöfe das Papier verteidigten, forderten vor kurzem 50 Pfarrer der badischen Kirche seine Rücknahme.