TV-Tipp des Tages: "Spreewaldkrimi: Die Tränen der Fische" (ZDF)

iStockphoto
TV-Tipp des Tages: "Spreewaldkrimi: Die Tränen der Fische" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Spreewaldkrimi: Die Tränen der Fische", 10. Juni, 20.15 Uhr im Zweiten
Die Handlung, auf ihren Kern reduziert, lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Ein Vater kämpft um die Liebe und Anerkennung seines Sohnes.

Großstädte sind in der Regel austauschbar; meistens ist es egal, ob ein Film in Berlin, München oder Hamburg gedreht wurde. Bei Provinzgeschichten ist das ganz anders, weil die Landschaft hier meist eine ebenso unverzichtbare wie unverwechselbare Rolle spielt. Im besten Fall kommt es zu Wechselwirkungen: wenn der Handlungsort nicht bloß Einfluss auf die erzählten Ereignisse, sondern auch auf die Erzählweise nimmt.

Die "Spreewaldkrimis" zum Beispiel, die Thomas Kirchner für das ZDF geschrieben hat, entwickeln sich inhaltlich zunächst ähnlich träge wie die vielen Flüsschen und Kanäle in diesem einzigartigen Sumpfgebiet im Südosten Brandenburgs; und die Geschichten bieten sich Außenstehenden zunächst genauso verzweigt und unüberschaubar dar. Die (DDR-)Vergangenheit ist bei Kirchner stets die Basis der Gegenwart; und sämtliche Taten, seien sie nun gut oder böse, bleiben nie folgenlos.

Im Spreewald wartet ein Kumpan

Dabei ist die Handlung, auf ihren Kern reduziert, durchaus überschaubar. Im Grunde lässt sie sich in einem Satz zusammenfassen: Ein Vater kämpft um die Liebe und Anerkennung seines Sohnes. Aber schon die kunstvolle Konstruktion macht den vom Österreicher Thomas Roth inszenierten Krimi, dessen mitunter dynamische Bildgestaltung einen reizvollen Kontrast zum Inhalt bietet, zu einem besonderen Film; wobei die verschachtelte Erzählweise jedoch kein Selbstzweck ist. Wie die Gegend, so gibt auch die Geschichte ihre Geheimnisse beinahe widerwillig erst nach und nach preis; auf diese Weise hat man auch als Zuschauer Gelegenheit zu entdecken, in welcher Beziehung die handelnden Personen zueinander stehen.

Hauptfigur ist Harry Ritter, ein Ganove alter Schule, der 15 Jahre wegen Raubmords im Gefängnis saß. Er hat nie verraten, wer seine beiden Komplizen waren oder wo die Beute versteckt ist. Nun kehrt er zurück in seine Heimat; Roth lässt die 15 Jahre in einer Einstellung mit zwei kühnen kurzen Schwenks verstreichen. Im Spreewald warten nicht bloß die gestohlenen Diamanten auf Harry, sondern auch sein einstiger Kumpan.

Am Ende ein Thriller

Schon allein wegen der Kombination der beiden wunderbaren (ost-)deutschen Schauspieler Uwe Kockisch (im nahen Cottbus aufgewachsen) und Henry Hübchen ist dieser Film mit dem rätselhaft poetischen Titel "Die Tränen der Fische" sehenswert: der eine als guter Gauner, der die Vergangenheit endlich hinter sich lassen will, der andere als skrupelloser Verbrecher, der ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen geht. Gegenspieler dieses Duos ist ein junger Staatsanwalt (Matthias Koeberlin), dessen Wurzeln ebenfalls im Spreewald liegen; und der stärker in den Fall involviert ist, als es der ermittelnde Kommissar Krüger (Christian Redl) gutheißen kann.

###autor###

Der angenehm entspannte Krüger ist die Konstante in den Spreewaldkrimis; er hat auch schon in "Das Geheimnis im Moor" (2006) und "Der Tote im Spreewald" (2009) die Ermittlungen geleitet. Der jüngste Fall beginnt mit einem toten Privatdetektiv. Die erste Spur führt zu einem Hotelier (Kai Scheve), aber diese Ebene der Erzählung ist dann doch eher eine Reminiszenz in eigener Sache; Hellstein ist eine Figur aus dem ersten Film und seine unglückliche Romanze mit einer Biologin (Anja Kling) für den Hauptstrang kaum von Belang.

Viel interessanter ist die Verstrickung des Staatsanwalts und seiner Familie. Seinem Sohn Mäxchen verdankt die Geschichte ihren Titel: Er allein weiß, dass Fische glitzernde Tränen weinen können, denn er hat sie gesammelt. Als Ritters finsterer Ex-Komplize das Geheimnis lüftet und außerdem rausfindet, dass zwischen Harry und dem kleinen Jungen eine ganz besondere Beziehung besteht, schwebt das Kind in großer Gefahr, und der Krimi endet aller Poesie zum Trotz als Thriller.