Experte: Gemeinden fehlt Personal und Geld für Kirchenasyl

Experte: Gemeinden fehlt Personal und Geld für Kirchenasyl
Drei Jahrzehnte nach dem ersten bundesweiten Kirchenasyl fällt es Flüchtlingen offenbar zunehmend schwerer, in Kirchengemeinden Schutz zu finden. "Heute haben wir große Schwierigkeiten, dass Räume für Flüchtlinge bereitgestellt werden", sagte der Vorsitzende des Berliner Vereins Asyl in der Kirche, Pfarrer Bernhard Fricke, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Grund seien finanzielle und personelle Engpässe.
06.06.2013
epd
Lukas Philippi

Die Gemeinden hätten immer weniger Personal bei gleichzeitig mehr Aufgaben. Sie müssten sich entscheiden, für wen oder was sie sich engagieren. "Außerdem ist der finanzielle Druck, Räume und Wohnungen kommerziell vermieten zu müssen, sehr groß geworden", sagte Fricke, der auch stellvertretender Vorsitzender der ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche ist.

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Sinnvoll sei deshalb eine Zusammenarbeit mehrerer Gemeinden, sagte Fricke weiter. "Asyl in der Kirche" stehe den Gemeinden für Beratungen und Unterstützung zur Seite. Zudem könne sich ein Kirchenasyl auch positiv auf den Zusammenhalt in einer Gemeinde und auf das Engagement von Gemeindegliedern auswirken. Dabei verwies Fricke auf einen Schreiben des Berliner Bischofs Markus Dröge an die Gemeinden, in dem diese ermutigt werden, einen Beitrag zur Aufnahme und menschenwürdigen Behandlung von Flüchtlingen zu leisten.

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Das erste Kirchenasyl gab es im Herbst 1983 in der Heilig-Geist-Kirche in Berlin-Kreuzberg. Die bundesweite Kirchenasylbewegung feiert am 15. Juni das Jubiläum mit einem Gottesdienst und Fest in der Kreuzberger Passionskirche. Laut Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche gab es im Mai deutschlandweit 31 Kirchenasyle mit mindestens 63 Personen. 14 davon seien sogenannte Dublin-II-Fälle. Dabei handelt es sich um Menschen, die nach den EU-Regelungen in ein anderes europäisches Land zurückgeschoben werden sollen.

Ein Kirchenasyl sei dabei nur das letzte Mittel, um von Abschiebung bedrohte Menschen vor Gefahren für Leib und Leben zu schützen. Fricke fordert neben einer dringenden Reform des sogenannten Dublin-II-Systems auf EU-Ebene ein Bleiberecht für langjährig in Deutschland lebende Flüchtlinge.