Bei einer Audienz für den Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, habe das neue Kirchenoberhaupt vor allem eine Fortführung der Schutzmaßnahmen für Kinder vor Übergriffen angemahnt, teilte der Vatikan am Freitag mit. Der Papst will demnach die von seinem Vorgänger Benedikt XVI. praktizierte Linie der sogenannten Null-Tolerenz fortführen.
Franziskus forderte auch, die Hilfe für "die vielen, die in der Vergangenheit solche Gewalt erlitten haben", aufrecht zu erhalten. Die Schuldigen müssten sich vor Gericht verantworten, hieß es in der Mitteilung der römischen Glaubenskongregation. "Der Heilige Vater versicherte, dass die Missbrauchsopfer und ihr Leiden einen besonderen Platz in seinen Gedanken und Gebeten haben."
Missbrauchsrichtlinien umsetzen
Franziskus habe ferner darauf gedrungen, dass die unter seinem Vorgänger angemahnten Missbrauchsrichtlinien von allen Bischofskonferenzen angenommen und umgesetzt werden. Bereits im Mai vergangenen Jahres war die Frist abgelaufen, innerhalb derer alle Episkopate weltweit entsprechende Richtlinien verabschieden sollten. Bischofskonferenzen vor allem afrikanischer Länder aber auch die katholische Kirche in Italien verfügen noch nicht über vom Vatikan gebilligte Normen.
Die Glaubenskongregation ist für den Umgang mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche zuständig. Die Abberufung des langjährigen obersten Missbrauchs-Beauftragten Charles Scicluna vom Amt des sogenannten "Anwalts der Gerechtigkeit" in schwerwiegenden Vergehen hatte vor sechs Monaten zu Spekulationen über ein mögliches Abrücken von der Null-Toleranz des Vatikans geführt.