Verantwortung für Berliner Beschneidungsregel ungeklärt

Verantwortung für Berliner Beschneidungsregel ungeklärt
Die Berliner Übergangsregelung zur religiösen Beschneidung sorgt weiter für Diskussionen. Die darin verlangte Nachweispflicht der Religionszugehörigkeit müsse ersatzlos gestrichen werden, erklärte der Türkische Bund Berlin-Brandenburg am Freitag. Die ebenfalls geforderte Einwilligungserklärung der Eltern reiche aus. Grundsätzlich sei allerdings die vorgestellte Regelung zu begrüßen.

Nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" (Freitagausgabe) soll der Berliner Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) die Übergangsregelung in alleiniger Verantwortung verkündet haben. Einen gemeinsamen Beschluss des Senats habe es dazu nicht gegeben. Auch sei vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ausdrücklich abgelehnt worden, die Regelung im Namen des Senats vorzustellen.

Heilmann hatte am Mittwoch angekündigt, dass Berliner Ärzte bei Beschneidungen von jüdischen oder muslimischen Jungen grundsätzlich keine Strafverfolgung mehr fürchten müssen. Die Staatsanwälte der Stadt seien angehalten worden, bei fachkundig vorgenommenen Eingriffen keine Ermittlungsverfahren einzuleiten, bis eine bundesweit einheitliche Regelung gefunden wird.

Alfred Neven DuMont schreibt offenen Brief an Charlotte Knobloch

Wer kein Mediziner ist und trotzdem Beschneidungen vornimmt, muss hingegen mit der Überprüfung rechnen, ob der Eingriff fachgerecht vorgenommen wurde. Das Kölner Landgericht hatte Ende Juli religiös motivierte Beschneidungen als Körperverletzung gewertet.

Angesichts der laufenden Diskussion über Beschneidungen äußerte der Kölner Verleger Alfred Neven DuMont Verständnis für die Sorgen der ehemaligen Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch. Diese hatte gefragt, ob Juden in Deutschland überhaupt noch gewollt sind.

Auf zehn Bestätigungen des Kölner Richterspruchs seien in den vergangenen Wochen eine, bestenfalls zwei Gegenstimmen zu hören gewesen, "die zur Mäßigung aufriefen und auf Verständnis für die jüdische Kultur hinwiesen" schreibt der Verleger in einem Offenen Brief an Knobloch. Das Schreiben ist unter anderem in den Freitagsausgaben der "Frankfurter Rundschau" und der "Berliner Zeitung" veröffentlicht.

Jüdisches Forum will für Beschneidung demonstrieren

"Wie kommt es dazu, dass keine Frage einen erheblichen Teil der Deutschen so sehr bewegt, wie die Beschneidung von Knaben, ein über die Jahrtausende akzeptierter und ausgeübter Vorgang anderer Religionen?", fragt der Verleger. Knobloch habe deshalb nicht nur das Recht empfindlich zu sein, nein, sie müsse es auch "für uns Deutsche sein, wenn den einen oder anderen die Orientierung verloren geht."

Für Sonntag ruft das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus in Berlin zu einer Kundgebung für das Recht auf Beschneidungen auf. Die Demonstration auf dem Bebelplatz wird von zahlreichen Institutionen unterstützt, darunter Moscheegemeinden, muslimischen Verbänden und Kirchen.