Korruptionsvorwürfe überschatten Wahlen in Sierra Leone

Korruptionsvorwürfe überschatten Wahlen in Sierra Leone
Überschattet von Korruptionsvorwürfen gegen Regierungsmitglieder finden in Sierra Leone am Samstag Wahlen statt.

Es ist die dritte Abstimmung seit Ende des Bürgerkriegs, bei dem von 1991 bis 2002 geschätzte 75.000 Menschen getötet wurden. Bei der Präsidentenwahl wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber Ernest Bai Koroma und seinem Herausforderer Julius Maada Bio erwartet. Sollte keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang auf 55 Prozent der Stimmen kommen, findet am 8. Dezember eine Stichwahl statt.


Während Koroma als integrer Reformer gilt, häufen sich seit längerem Korruptionsvorwürfe gegen prominente Mitglieder seiner Partei APC, die im Parlament seine Mehrheit verteidigen muss. Im Mittelpunkt steht dabei Koromas Vize Samuel Sam Sumana, der Schmiergelder von ausländischen Investoren kassiert haben soll. Bio, der Kandidat der Sierraleonischen Volkspartei (SLPP), ist wegen seiner Vergangenheit als Putschpräsident 1996 umstritten. Auch Geberstaaten sprechen sich hinter den Kulissen gegen den pensionierten General aus.

Wahlanalysten befürchten eine anhaltende Spaltung des Landes. Koromas Wahlbasis liegt im Norden des Landes, während Bio die Mehrheit der Ethnien im Süden Sierra Leones hinter sich bringen dürfte. Kritiker werfen Koroma vor, die Spaltung durch die einseitige Besetzung seiner Regierung erhalten zu haben. Im Wahlkampf war es zu kleineren Auseinandersetzungen gekommen. Eine befürchtete Gewaltwelle blieb aber aus.

Trotz leicht verbesserter Wirtschaftsdaten in den vergangenen Jahren ist Sierra Leone eines der ärmsten Länder der Welt. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen liegt dem Internationalen Währungsfonds zufolge nominal nur knapp über einem US-Dollar am Tag. Von den 5,5 Millionen Einwohnern sind der Wahlkommission zufolge 2,69 Millionen registriert, um in einem der 9.492 Wahllokale ihre Stimme abzugeben. Erste Ergebnisse werden in der kommenden Woche erwartet.