Politischer Einfluss auf "Swifties"

Verkleidete Fans von Taylor Swift
Lewis Joly/AP/dpa
"Swifties" richten ihr Leben nach Pop-Phänomen Taylor Swifts aus.
Taylor Swift: Nicht nur "Hype"
Politischer Einfluss auf "Swifties"
Vier Grammys, musikalische Rekorde und Milliardenumsätze: Als "globales Pop-Phänomen" bezeichnet der Kulturwissenschaftler Jörn Glasenapp die US-Sängerin Taylor Swift, die auch einen großen politischen Einfluss auf ihre Fans habe.

Bei US-Sängerin Taylor Swift von einem "Hype", also einer oberflächlichen und rasch wieder abklingenden Welle der Begeisterung, zu sprechen, werde der Künstlerin nicht gerecht, sagt Kulturwissenschaftler Jörn Glasenapp dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Wir haben es mit einem Mega-Star zu tun, bei dem seit Jahren schon gänzlich andere Maßstäbe gelten."

Gründe für ihren Erfolg sieht Glasenapp in der "Qualität und Kontinuität ihres Outputs" seit fast zwei Jahrzehnten. Außerdem sei die Bandbreite ihrer Songs von Country über Popmusik bis hin zu Indie-Folk "Mainstream im positiven Sinn", sagt der Autor des kürzlich erschienenen Buches "Taylor Swift. 100 Seiten".

"Swifts Texte sind außerordentlich reif und klug, für viele Fans haben sie eine regelrecht therapeutische Funktion", sagte Glasenapp. Wenn die Künstlerin über Gefühle spreche, wie etwa nach gescheiterten Beziehungen, fühlten sich ihre Fans verstanden und sähen sie als "ältere Schwester". Ihren Ausnahmestatus verdanke sie zudem ihrer Selbstpräsentation als "eine von euch". Sie wirke nicht abgehoben und divenhaft, sondern "sehr sympathisch, nahbar und authentisch", sagte der Kulturwissenschaftler. Seit Beginn ihrer Karriere als Countrysängerin nutze sie die Sozialen Medien und habe damit eine extrem enge Beziehung zu ihren Fans aufgebaut, etwa zu ihren 284 Millionen Followern auf Instagram.

Die überwiegend jungen und weiblichen Fans der 34-Jährigen, die sich "Swifties" nennen, nähmen "Swift und ihre Kunst in ihr eigenes Leben auf". Die Sängerin habe auch einen großen politischen Einfluss auf ihre Fans. Sie vertrete demokratische Positionen, setze sich für Frauen- und LGBTQ+-Rechte ein und habe dazu aufgerufen, sich an den Wahlen zu beteiligen. Auch wenn Swift einen katholischen Kindergarten besuchte, im amerikanischen Bibelgürtel aufwuchs und sich als Christin bezeichnet, spielt Religion nach Auffassung Glasenapps in ihren Texten "eine zu vernachlässigende Rolle".