Berlin, Caracas (epd). Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro hat den monatlichen Mindestlohn erhöht, allerdings nur für Staatsangestellte. „Heute habe ich mich entschlossen, den integralen Mindestlohn für Arbeiter auf 130 Dollar anzuheben“, erklärte Maduro am Mittwoch (Ortszeit) auf einer Veranstaltung zum 1. Mai in der Hauptstadt Caracas, wie nationale Medien berichten. Angehoben wird jedoch nur der sogenannte Bonus für den Wirtschaftskrieg, der nach der Verhängung internationaler Sanktionen gegen das Land eingeführt wurde und ausschließlich den rund 5,5 Beschäftigten im öffentlichen Dienst zugutekommt.
In Venezuela gibt es einen allgemeinen Mindestlohn, der derzeit monatlich 3,50 US-Dollar beträgt, wovon niemand leben kann. Staatsangestellte erhalten deshalb eine Lebensmittelzulage von 40 Dollar und den Bonus für den „Wirtschaftskrieg“, der nun von 60 auf 90 Dollar angehoben wird.
Der Gewerkschaftsverband CTV kritisierte den Mindestlohn als zu niedrig und verlangte aufgrund der Preissteigerungen mindestens 200 US-Dollar pro Monat. Laut der Lehrergewerkschaft FVM brauchte eine Familie im Januar im Schnitt 500 Euro pro Monat, um sich angemessen zu ernähren. In den sozialen Netzwerken sorgte für Empörung, dass nicht alle Beschäftigten von der Erhöhung profitieren. Der öffentliche Sektor machte 2020 laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) rund 24 Prozent aller Beschäftigten aus.
Die Erhöhung dürfte auch in Zusammenhang mit den für den 28. Juli angekündigten Präsidentschaftswahlen stehen. Maduro strebt eine weitere Amtszeit an. Venezuela gehört zu den Ländern mit der weltweit höchsten Inflation, die im vergangenen Jahr rund 200 Prozent betrug. Gleichzeitig wurde die Landeswährung Bolívar weiter abgewertet und verlor rund die Hälfte ihres Wertes. Der Dollar gilt praktisch als Landeswährung.
Venezuela leidet seit Jahren unter einer schweren Wirtschaftskrise. Wegen der unsicheren politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse sowie staatlicher Repression haben inzwischen rund sechs Millionen Venezolaner ihre Heimat verlassen.
