Ostbeauftragter: Kirchen sollen Diskussionsräume schaffen

Ostbeauftragter: Kirchen sollen Diskussionsräume schaffen

Berlin (epd). Vor dem Hintergrund eines anhaltend hohen Zuspruchs für die AfD hat der Ostbeauftragte Carsten Schneider (SPD) die Kirchen ermutigt, Räume für kontroverse Diskussionen anzubieten. Es sei wichtig, Begegnungsräume zu schaffen, sagte er am Dienstagabend in Berlin mit Blick auf die bevorstehenden Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Das sei „die einzige Chance, wieder zueinanderzufinden“.

In der Kirche träfen sich noch verschiedene Milieus, fügte der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland hinzu. Das sei mittlerweile selten, betonte Schneider bei einer Podiumsdiskussion mit der FDP-Bundestagsabgeordneten Linda Teuteberg und dem Pfarrer und Autor Justus Geilhufe aus dem sächsischen Großschirma. Die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) organisierte Diskussion stand unter der Überschrift „Was für ein Volk?! Kirche und Gesellschaft im Osten - 35 Jahre nach der friedlichen Revolution“.

Teuteberg nannte es wichtig, vor einer Wahl der AfD zu warnen. Die brandenburgische Bundestagsabgeordnete äußerte sich dagegen kritisch zur jüngsten Erklärung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zur Unvereinbarkeit einer AfD-Mitgliedschaft mit Kirchenämtern. Religionen müssten besonderen Respekt vor dem jeweils anderen vermitteln.

Der Ostbeauftragte Schneider begrüßte dagegen den Ausschluss von AfD-Mitgliedern von kirchlichen Ämtern in der Berlin-brandenburgischen Landeskirche. Er äußerte jedoch Zweifel, dass damit Bürgerinnen und Bürger davon abgehalten werden, die AfD zu wählen.

Die FDP-Abgeordnete Teuteberg begrüßte ihrerseits kirchliche Angebote wie Diskussionen zu kontroversen Themen in den drei ostdeutschen Bundesländern, in denen im September ein neuer Landtag gewählt wird. Diese Angebote seien wichtig, könnten aber nicht kurzfristig Änderungen der politischen Stimmung herbeiführen.

Pfarrer Geilhufe sprach von einer atheistischen Gesellschaft in Ostdeutschland, die so „entkirchlicht“ sei, dass gewisse Dinge wie „normale Gespräche über alltägliche Themen“ nicht mehr funktionierten. Die Kirchen in Sachsen organisierten daher niedrigschwellige Veranstaltungen. Themen seien etwa Waffenlieferungen an die Ukraine oder die Frage „Sind wir noch Bürger oder schon Untertanen?“ Dabei würden sich Menschen bewusst, dass „in der aufgeheizten Stimmung Bilder vom anderen entstanden sind, die Hass erzeugen“. Dennoch kämen sie miteinander ins Gespräch.