Netzwerk: Lichtverschmutzung hat gravierende Auswirkungen

Netzwerk: Lichtverschmutzung hat gravierende Auswirkungen
20.04.2024
epd
epd-Gespräch: Stefanie Walter

Wetzlar (epd). Die Zunahme von Kunstlichts hat nach Ansicht von Experten gravierende Auswirkungen auf die ökologische Vielfalt und die biologischen Systeme. Die Abwesenheit von natürlicher Dunkelheit wirke sich auf fast alle Lebewesen aus, sagte der Koordinator des Hessischen Netzwerks gegen Lichtverschmutzung, Thomas Düring, in Wetzlar dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das ehrenamtliche Netzwerk setzt sich gegen Lichtverschmutzung ein.

Das weiße Licht der Straßenlaternen sei etwa tödlich für Insekten, sagte Düring. Vögel würden in ihrem biologischen Rhythmus gestört. „Igel machen einen mehrere Meter weiten Bogen um die Gartenbeleuchtung“, weshalb sich Schnecken in den Gärten ungestört ausbreiten könnten. Beim Menschen bringe künstliches Licht die Produktion des Hormons Melatonin durcheinander. Daraus könnten Schlafstörungen und ein erhöhtes Krebsrisiko resultieren. Eine aktuelle Untersuchung habe ergeben, dass die Lichtverschmutzung jedes Jahr global um zehn Prozent zunehme, berichtete der Chemiker.

Das Netzwerk plädiere dafür, warmweißes Licht mit maximal 2.700 Kelvin einzusetzen und das Licht nur dorthin zu richten, wo es gebraucht wird und nicht in den Himmel, erläuterte Düring. Beleuchtung im öffentlichen Raum sollte nachts abgeschaltet werden. Studien hätten ergeben, dass darunter die Sicherheit der Bevölkerung nicht leide.

Das unabhängige und nach eigenen Angaben bundesweit einzigartige Netzwerk, in dem sich unter anderem Juristen, Städteplaner, Naturschützer, Ärzte, Ingenieure und Techniker zusammengeschlossen haben, besteht seit April 2022. Als Lichtverschmutzung wird die Aufhellung der Nacht durch Kunstlicht bezeichnet.

Ein Anliegen sei es, Städte und Gemeinden zu beraten, die etwas gegen Lichtverschmutzung tun wollten, aber nicht wüssten, wie, sagte Düring. So laute ein Vorschlag, „Eigen-Verpflichtungen“ zu verabschieden, in denen die Kommunen aufschreiben, wie sie gegen Lichtverschmutzung vorgehen wollen. Das Netzwerk veröffentliche auf seiner Inernetseite „Muster-Leitlinien“. Städte könnten beispielsweise festlegen, künstliches Licht nur dann einzuschalten, wenn es benötigt wird. Auch dürfe nur die geringste notwendige Lichtmenge eingesetzt werden.

Man erhalte inzwischen auch Anfragen aus anderen Bundesländern. Auch Privatleute oder Vereine wendeten sich an das Netzwerk, zum Beispiel Sportvereine, die sich über die Beleuchtung ihres Fußballplatzes Gedanken machen.