Studie: Knapp jeder Fünfte in Thüringen äußert sich rechtsextrem

Studie: Knapp jeder Fünfte in Thüringen äußert sich rechtsextrem

Erfurt (epd). Rechtsextreme Einstellungen haben laut dem aktuellen Thüringen Monitor in der Bevölkerung des Bundeslandes binnen Jahresfrist deutlich zugelegt. Im Vergleich mit 2022 habe sich dieser Wert in der jährlichen Erhebung vergangenes Jahr von 12 auf 19 Prozent erhöht, sagte die mit der Studie betraute Politikwissenschaftlerin Marion Reiser von der Universität Jena am Dienstag in Erfurt.

In Thüringen wird am 1. September ein neuer Landtag gewählt. In Umfragen liegt dort die AfD vorne. Der AfD-Landesverband in Thüringen wird vom Landesamt für Verfassungsschutz als „erwiesen rechtsextremistische Bestrebung“ eingestuft, Parteichef Björn Höcke gilt als zentrale Figur der Extremisten innerhalb der Bundespartei.

Studienautorin Reiser sagte, der während der Corona-Pandemie erkennbare Rückgang rechtsextremer Einstellungen sei als zeitlich begrenzt einzustufen. Für weit mehr als die Hälfte (59 Prozent) der Befragten stehe fest, dass die Bundesrepublik durch viele Ausländer in einem gefährlichen Maße überfremdet sei.

Grundsätzlich ist die Unterstützung der Demokratie als Staatsform laut dem Monitor weiterhin hoch. 88 Prozent aller Thüringerinnen und Thüringen stimmten der Aussage zu, sie sei die beste aller Staatsformen. Mit der Praxis der Demokratie ist allerdings nicht einmal mehr die Hälfte zufrieden: Seit 2020 sei für diesen Wert ein Rückgang um 23 Prozentpunkte auf nur noch 45 Prozent festzustellen.

Analog sei auch das Vertrauen in die Bundes- und Landesregierung gesunken. Nur noch 15 Prozent der Thüringer gaben an, dass sie der Bundesregierung ihr Vertrauen schenkten. Für die Landesregierung - eine rot-rot-grüne Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) - liege dieser Wert bei 30 Prozent.

Der Thüringen Monitor wird jährlich im Auftrag der Landesregierung erhoben. Für die diesjährige Befragung wurden zwischen dem 11. September und dem 25. November 2023 Telefoninterviews mit 1.063 wahlberechtigten Thüringerinnen und Thüringern geführt.