Suchtexperte: Verharmlosung von Alkohol ist eine große Gefahr

Suchtexperte: Verharmlosung von Alkohol ist eine große Gefahr
12.03.2024
epd
epd-Gespräch: Stefanie Unbehauen

Nürnberg (epd). Peter Heepe, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, sieht in der Verharmlosung von Alkohol eine große Gefahr. „Der Genuss von alkoholischen Getränken ist in unserer Gesellschaft kulturell akzeptiert und bei bestimmten geselligen Anlässen wie Geburtstagen, Jahreswechseln, Jubiläen oft eine Selbstverständlichkeit“, sagte Heepe dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Facharzt ist oberärztlicher Leiter des Qualifizierten Alkoholentzugs am Krankenhaus Altdorf am Klinikum Nürnberg.

Dabei bestehe die Erwartung, den Alkoholkonsum jederzeit kontrollieren zu können. „Die Alkoholkrankheit hingegen, die unter anderem gerade durch den Verlust dieser Kontrolle gekennzeichnet ist, wird stigmatisiert“, sagte Heepe. Sie werde häufig gar nicht als Krankheit wahrgenommen, sondern mit negativen persönlichen Eigenschaften wie Willensschwäche oder Haltlosigkeit belegt.

Die Unterscheidung eines unbedenklichen Alkoholkonsums von einem problematischen sei nicht immer einfach. „Grundsätzlich ist Vorsicht geboten, wenn der Konsum nicht mehr ausschließlich dem Genuss dient, sondern eine andere Funktion übernimmt“, sagte Heepe. Das könne sein, nach einem anstrengenden Tag abzuschalten, zur Ruhe zu kommen oder nicht mehr über Probleme nachdenken zu müssen. Als Warnsignale gelten Rückmeldungen von Angehörigen, eine verminderte berufliche Leistungsfähigkeit oder das Vernachlässigen von Hobbys und sozialen Kontakten.

Auf die Trinkmenge bezogen gehen Experten von einem riskanten Alkoholkonsum aus, wenn Männer regelmäßig mehr als 24 Gramm Alkohol täglich konsumieren. Bei Frauen liegt die Grenze bei 12 Gramm. „Bei einem Konsum dieser Größenordnung ist langfristig von einem deutlich erhöhten Risiko für gesundheitliche Folgeschäden auszugehen“, warnte Heepe. Ein halber Liter Bier oder ein Glas Wein haben etwa 20 Gramm Alkohol.