Opernsängerin: Stimme ist wie "ein Fingerabdruck"

Portait einer Frau.
epd-Bild/Sarah Junghanns/Kopenhagen
Opernsängerin und Gesangspädagogin Judith Kamphues
Tag der Kirchenmusik in Baden
Opernsängerin: Stimme ist wie "ein Fingerabdruck"
Singen kennt keine Altersgrenze - vorausgesetzt, die Sängerin, der Sänger hält die Muskulatur elastisch, sagte die Berliner Opernsängerin und Gesangspädagogin Judith Kamphues im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Sie leitet am 3. Badischen "Tag der Kirchenmusik" am 9. März in Ettlingen (Kreis Karlsruhe) den Workshop "Chorische Stimmbildung Ü50".

"Viele Leute über 50 sagen, sie könnten nicht mehr so singen wie früher", weiß die Sängerin. Grund seien Veränderungen im Körper. Gerade Laiensänger, die stets aus der "Kehle" gesungen hätten, müssten sich klarmachen: Der ganze Körper singt.

Um dies zu lernen, macht sie mit den Teilnehmern des Workshops Übungen für Zwerchfell und Beckenboden, Haltung und Atmung. Wert legt sie auch auf Entspannungs- und Stimmübungen. Kamphues vergleicht das Stimmtraining mit dem Aufwärmtraining eines Sportlers.

Erst wenn Sprache und Musik verbunden, Konsonanten und Vokale klar, die Stimmhöhen sauber intoniert seien, entstehe ein guter Chorklang, so die Stimmbildnerin. Man höre es, wenn ein Chor im Einklang sei. Die Kraft der Stimmen bringe den Raum zum Schwingen. Diese Energie, die zum Mitsingen anrege, bekomme man nicht im Internet, sagt die Pädagogin. "Als Solosänger bin ich ein Instrument", erklärt sie den Unterschied zum Chorgesang. "Im Chor bin ich ein Teil des Instruments."

Kein Chor ist gleich im Klang

Jeder Chor habe einen einzigartigen, unnachahmlichen Klang, betont Kamphues. Für die Sängerinnen und Sänger erzeuge dieser Klang ein "Wohlgefühl". Singen sei physisch und psychisch eine "gesunde Sache", ist sie überzeugt. Die Freude daran entdecken wieder mehr Menschen. Vor allem Mitsingprojekte oder auch Flashmobs sind in Mode.

"Während Corona haben wir gemerkt, wie sehr das Singen den Leuten fehlt", so Kamphues. Der Dokumentarfilm "Unsere Herzen, ein Klang" (2022) zeigt, wie sie gemeinsam mit ihrem Ensemble die Corona-Zeit übersteht.

Angewiesen seien Chöre gerade auf ältere Sänger, betont die Chorleiterin. Mit der Familiengründung und dem Eintritt ins Berufsleben fehle vielen Menschen die Zeit für den Chor. Erst später, wenn die Kinder aus dem Haus sind, kämen Chorsänger wieder auf ihr früheres Hobby zurück, weiß Kamphues. "Sie gehen dann gerne einmal wöchentlich zur Seelenreinigung in den Chor", so ihre Erfahrung.

Jeder Mensch habe seine eigene Stimme: "Sie ist wie ein Fingerabdruck". Obwohl sich die Stimme im Laufe des Lebens verändere, bleibe das Herz dahinter immer dasselbe. "Die Stimme zu trainieren, das ist die Kunst", sagt Kamphues. 

Tag der Kirchenmusik: Samstag, 9. März, ab 9 Uhr. Schlossgartenhalle Ettlingen. 16:30 Uhr: Abschlussgottesdienst mit OKR Kreplin in der Johanneskirche. Das Ettlinger Kino "Kulisse" zeigt am 9. März um 18 Uhr den Film "Unsere Herzen-ein Klang".