Dringend weitere Spenden für Ukraine nötig

Alte Frau in Flüchtlingesunterkunft
Christoph Püschner/Diakonie Katastrophenhilfe
Mit dem Projektpartner Vostock SOS hilft die Diakonie Katastrophenhilfe in der Ukraine vor allem Behinderten und Alten: Nina Ivania mit Nothilfekoordinator Mario Göb in einer Flüchtlingsunterkunft.
Hilfsorganisationen mahnen
Dringend weitere Spenden für Ukraine nötig
Zerstörte Häuser, verminte Felder und Wälder: Vor allem im Osten der Ukraine gibt es nach Darstellung von Hilfsorganisationen zwei Jahre nach Kriegsbeginn weiterhin enormen Hilfebedarf. Doch die Spenden gehen inzwischen deutlich zurück.

Hilfsorganisationen sind laut Diakonie Katastrophenhilfe weiterhin dringend auf Spenden zur Verbesserung der humanitären Lage in der Ukraine angewiesen. Die seit dem Einmarsch Russlands am 24. Februar 2022 von der Diakonie Katastrophenhilfe eingenommenen Spenden von fast 73 Millionen Euro seien inzwischen weitgehend ausgegeben oder verplant, freie Mittel kaum noch vorhanden, sagte Katastrophenhilfe-Direktor Martin Keßler am Montag in Berlin. Keßler und Andrij Waskowycz vom Kiewer Büro der Diakonie Katastrophenhilfe berichteten von einem enormen Bedarf an humanitärer Hilfe, vor allem im Osten der Ukraine.

Nach den Worten Keßlers sind die Spendeneingänge bei der Diakonie Katastrophenhilfe nach einem Rekordjahr 2022 inzwischen massiv gesunken. Nach 68 Millionen Euro in 2022 seien es im vergangenen Jahr noch 4,6 Millionen Euro gewesen. Wegen des anhaltenden Bedarfs an humanitärer Hilfe müssten jetzt zunehmend Drittmittel eingesetzt werden.

Mit Sorge werde beobachtet, dass die internationale Aufmerksamkeit für den Krieg in der Ukraine zurückgehe. Davor hätten auch die Menschen in der Ukraine selbst Angst, hieß es. Nötig seien vor allem in Frontnähe weiterhin Lebensmittel- und Sachspenden, Rechtsberatungen, Schutzräume und Evakuierungen aus umkämpften Gebieten.

Keßler sagte nach seiner jüngsten Reise durch die Ukraine, je weiter man sich der Frontlinie nähere, desto schlechter werde die Infrastruktur und desto drängender die humanitäre Situation. Seit dem Einmarsch Russlands vor zwei Jahren wurden nach Angaben der Diakonie Katastrophenhilfe mehr als zehn Millionen Menschen vertrieben, in andere Länder oder innerhalb der Ukraine. Vor allem ältere und gesundheitlich eingeschränkte Menschen sähen für sich aber kaum eine Perspektive an einem anderen Ort.

Vor allem alte Menschen leben noch in Frontnähe

Keßler und Andrij Waskowycz vom Kiewer Büro der Diakonie Katastrophenhilfe berichteten von Menschen, die in teils zerstörten Häusern lebten. In Frontnähe seien dies inzwischen vor allem alte oder gebrechliche Menschen, die nicht fliehen können oder wollen. Diese versuchten, sich in Subsistenzwirtschaft über Wasser zu halten, also alle benötigten Güter selbst herzustellen. Felder könnten aber etwa wegen Minen oft nicht bewirtschaftet werden. Ebenso sei das Sammeln von Holz im Wald wegen Minengefahr nicht möglich.

Das Thema Landminen werde die Ukraine noch auf Jahrzehnte betreffen, erläuterten Keßler und Waskowycz. Das kontaminierte Territorium sei etwa halb so groß wie Deutschland. Nötig sei dabei auch eine Aufklärung der Bevölkerung. So seien sich etwa Kinder der Gefahr durch Minen oft nicht bewusst.

Waskowycz berichtete von Erkrankten, die von Nachbarn betreut und versorgt würden. In der Folge schwinde der Lebenswille dieser Menschen. Sie bräuchten dringend Hilfe von außen. Ältere und Behinderte etwa, die aus den umkämpften Gebieten evakuiert werden müssen, bräuchten Pflege. Allerdings gebe es kaum Möglichkeiten, ihnen zu helfen. Es brauche entsprechende Unterkünfte und Heime.

Die Diakonie Katastrophenhilfe arbeitet vor Ort mit der heimischen Hilfsorganisation Vostok SOS (East SOS) zusammen. Deren Helfer seien auch in Gebieten mit hohem Risiko aktiv, also etwa in Frontnähe.

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