Hälfte der freiwilligen Feuerwehrleute erlebt bei Einsätzen Gewalt

Hälfte der freiwilligen Feuerwehrleute erlebt bei Einsätzen Gewalt

Berlin (epd). Gewalterfahrungen im Einsatz sind für knapp die Hälfte der ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen in Deutschland keine Seltenheit. Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung hervor, die der Deutsche Feuerwehrverband am Donnerstag in Berlin veröffentlichte. Danach gab knapp die Hälfte der Befragten (49,5 Prozent) an, in den vergangenen zwei Jahren im Einsatz Gewalt erlebt zu haben. Verbale Gewalt in Form von Beleidigungen oder Bedrohungen dominiere dabei, hieß es. Tätliche Angriffe kämen deutlich seltener vor.

Der Feuerwehrverband appellierte vor diesem Hintergrund an alle Teile der Gesellschaft, Gewalt entschieden entgegenzutreten. Von knapp 1,4 Millionen Feuerwehrleuten waren 2021 lediglich knapp 36.000 in Berufsfeuerwehren tätig.

Der Präsident des Feuerwehrverbandes, Karl-Heinz Banse, sagte: „Feuerwehrmitglieder sind bei ihrer freiwilligen Tätigkeit viel zu häufig psychischer Belastung durch Beleidigungen, Beschimpfungen und Bedrohungen ausgesetzt.“ Der Hauptgeschäftsführer der Unfallversicherung, Stefan Hussy, mahnte, „Respektlosigkeit und Aggression gegenüber Einsatzkräften sind keine Bagatellen“. Sie demotivierten und frustrierten die Betroffenen. Das schade dem Ehrenamt und damit letztlich der gesamten Gesellschaft.

Von Anfang November bis Mitte Dezember beteiligten sich den Angaben zufolge rund 6.500 Feuerwehrleute an der Umfrage. Dabei gaben 3.275 Personen an, in den vergangenen zwei Jahren Aggression im Einsatz erlebt zu haben, am häufigsten in Form von Beleidigungen und Beschimpfungen. Häufig seien auch Einschüchterungsversuche, etwa die Androhung, mit dem Auto angefahren zu werden.

Rund drei Viertel der von Gewalt Betroffenen hätten angegeben, intern darüber informiert zu haben. Viel Feuerwehrleute erstatteten keine Anzeige bei der Polizei, weil sie nicht glaubten, dass ihr Anliegen ernst genommen werde.

Der Feuerwehrverband warnte mit Blick auf die gewalttätigen Ausschreitungen gegen Einsatzkräfte in der Silvesternacht 2022/2023 eindringlich vor einer Wiederholung der Angriffe. Allein in Berlin waren in der zurückliegenden Silvesternacht nach Krawallen 145 Personen festgenommen worden, darunter 27 Minderjährige. Die Zahl der gemeldeten Angriffe auf Einsatzkräfte bezifferte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) auf 56 bei der Polizei und 69 bei der Feuerwehr. Dabei seien 47 Polizisten und 15 Feuerwehrleute verletzt worden.