Koordinationsrat der Muslime: In Nahost-Debatte mehr differenzieren

Koordinationsrat der Muslime: In Nahost-Debatte mehr differenzieren

Köln, Berlin (epd). Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) fordert mehr Sachlichkeit und Differenzierung in der Diskussion um den Nahostkonflikt. „Die hiesige Nahost-Debatte spaltet unsere Gesellschaft“, erklärte das Gremium, in dem fünf islamische Organisationen zusammengeschlossen sind, am Mittwoch in Köln.

Es gebe mehr als die zwei Lager pro-palästinensisch oder pro-israelisch, heißt es in der Erklärung des Rates. Die meisten Menschen forderten das Ende der Gewalt und Frieden. Das werde medial und politisch nicht transportiert. „Die bisherige Debatte schürt Vorurteile und führt zu verbalen oder tätlichen Angriffen gegenüber Juden und Muslimen.“

Jüdische Menschen und Einrichtungen seien antisemitischen verbalen und tätlichen Angriffen ausgesetzt, hieß es. Seit der Gewalteskalation in Nahost lebten sie in großer Sorge vor Übergriffen. Zudem habe es auch dutzende Übergriffe auf Muslime und Moscheen gegeben. Muslimische Familien berichteten von Stigmatisierungen von Kindern und Jugendlichen in Schulen.

Muslimische Menschen seien in Deutschland mit „gebetsmühlenartig wiederholten Distanzierungsforderungen vom Terror“ konfrontiert, erklärte der Rat. Wer auf die palästinensischen Opfer aufmerksam mache, werde teilweise ausgegrenzt. Viele Betroffene seien frustriert und fühlten sich nicht verstanden. Wenn sie den Terror verurteilen, würden ihre Aussagen in Zweifel gezogen. „Dieser Generalverdacht führt insbesondere bei jüngeren Muslimen zu einer Entfremdung - eine zutiefst besorgniserregende Entwicklung.“

Auf antisemitische Äußerungen und Plakate bei pro-palästinensischen Demonstrationen ging der Rat in der Erklärung nicht ein. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, hatte solche Vorfälle am Wochenende verurteilt. „Passt auf, wo ihr mitlauft“, sagte er im Deutschlandfunk. Judenhass und antisemitische Parolen hätten auf Kundgebungen „nichts zu suchen“.

Mitglieder des KRM sind die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion Ditib, der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland, die Union der Islamisch-Albanischen Zentren, der Zentralrat der Muslime und der Zentralrat der Marokkaner.