Erstmals Rohstoffbedarf zur globalen Armutsbekämpfung berechnet

Erstmals Rohstoffbedarf zur globalen Armutsbekämpfung berechnet

Freiburg (epd). Eine vergleichsweise geringe Umverteilung von Ressourcen von wohlhabenden zu armen Ländern würde nach einer wissenschaftlichen Berechnung ausreichen, die weltweite Armut zu bekämpfen. Pro Person und Jahr würden dafür im Mittel etwa sechs Tonnen Rohstoffe benötigt, teilte die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg am Mittwoch mit. Forschende der Hochschule berechneten damit erstmals nach eigener Darstellung den erforderlichen Rohstoffbedarf, um die weltweite Armut zu bekämpfen.

Der Wert von sechs Tonnen Ressourcen sei klein, verglichen mit dem Ressourcenverbrauch in wohlhabenden Ländern, sagte der Erstautor der Studie, Johan Andrés Vélez-Henao. In Deutschland liege er bei durchschnittlich 72 Tonnen und in den USA bei 85 Tonnen pro Person und Jahr. „Eine geringe Umverteilung könnte also schon viel bewirken“, erklärte der Wissenschaftler.

Die Zahl der in Armut lebenden Menschen bezifferten die Forschenden auf 1,2 Milliarden weltweit. Für ein Leben knapp oberhalb der Armutsgrenze sind demnach eine Ernährung von etwa 2100 Kilokalorien pro Person und Tag nötig, außerdem müsste jede Person über eine Wohnfläche von 15 Quadratmetern innerhalb eines Vier-Personen-Haushalts mit einem Laptop und Router für alle Bewohner sowie eine Mobilität von 8.000 Kilometer jährlich verfügen. Weitere Kriterien sind der Zugang zu Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen sowie zu öffentlichen Dienstleistungen wie Sporthallen oder Verwaltungsgebäuden. Zu den dafür benötigten Rohstoffen zählen laut der Uni vor allem Mineralien (beispielsweise Sand), fossile Brennstoffe, Biomasse und Metallerze.

Die Forscherinnen und Forscher zeigten zudem, dass sich der Fußabdruck von sechs auf drei Tonnen pro Jahr halbieren lässt, wenn eine Person in einem größtenteils aus Holz gebauten Mehrfamilienhaus lebt, sich vegan ernährt und auf Kartoffeln als Grundnahrungsmittel zurückgreift, ihre private Automobil-Nutzung reduziert und kurze Strecken zu Fuß zurücklegt. Auf der anderen Seite könne sich der Fußabdruck auf bis zu 14 Tonnen pro Jahr mehr als verdoppeln, wenn man in einem Hochhaus aus Beton lebt, sich von Fleisch und Reis ernährt und zur Fortbewegung ein Elektroauto nutzt.