Kassenärztechef fordert Heime zu klimatisieren

© Jens Büttner/dpa
Eine Bewohnerin ist mit ihrem Rollator auf einem Flur in einem Alten- und Pflegeheim unterwegs. Kassenärztechef Andreas Gassen fordert eine Kühlung von Altenheimen, um Hitzetote zu vermeiden.
Investitionen in Hitzeschutz
Kassenärztechef fordert Heime zu klimatisieren
Unter den Rekordtemperaturen im Sommer leiden insbesondere ältere Menschen. Laut Kassenärztechef Gassen sollten Heime deshalb mit Klimaanlagen ausgestattet werden. Patientenschützer mahnen Milliarden-Investitionen in den Hitzeschutz an.

Kassenärztechef Andreas Gassen hat sich für eine Kühlung von Altenheimen in Hitzephasen ausgesprochen. "Hilfreich wäre sicherlich die Klimatisierung von Altenheimen, denn dort leben nur besonders gefährdete Menschen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der "Neuen Osnabrücker Zeitung" am Samstag. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz mahnte derweil massive Investitionen an, um den Hitzeschutz in Pflegeheimen und Kliniken zu verbessern.

Mit Skepsis betrachtet Gassen die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Schutzräume für die Öffentlichkeit. "Runtergekühlte Turnhallen wären ja nur sinnvoll, wenn man die von Hitze bedrohten Menschen einsammelt und dorthin bringt und versorgt. Manches, was in der Theorie gut klingt, ist in der Praxis schwer bis gar nicht umsetzbar", sagte Gassen mit Blick auf die Hitzeschutzschild-Ankündigungen Lauterbachs.

Das Gesundheitsministerium arbeitet derzeit an einem bundesweiten Hitzeschutzplan. Er sieht vor, das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdiensts standardmäßig zu nutzen. Die Länder sollen prüfen, ob bei bestimmten Warnstufen eine Reihe von Maßnahmen verpflichtend sein sollen.
Bundesgesundheitsminister Lauterbach hatte bei der Vorstellung der Pläne angekündigt, man wolle sich an Frankreich orientieren, wo je nach Schwere einer Hitzewelle im ganzen Land Schutzmaßnahmen ausgelöst werden. Diese reichen von Kälteräumen über Hitzeaktionspläne für Pflegeeinrichtungen und Kliniken bis zu Anrufen bei alten Menschen, damit sie regelmäßig trinken.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Absichtserklärungen, Aktionsbündnisse und Papiere senken die Temperaturen in den öffentlichen Räumen nicht." Ohne milliardenschwere Investitionen des Bundes und der Länder in die 1900 Krankenhäuser und 12.000 Pflegeheime sei ein nationaler Hitzeschutzplan reine Makulatur.

Dabei müsse der Hitzeschutz für Bestandsbauten der Krankenhäuser und Pflegeheime in drei Jahren stehen, betonte Brysch. "Auch dürfen Neubauten ohne räumliche Temperaturbegrenzung auf 25 Grad in den Bewohnerzimmern nicht in Betrieb gehen."