Rufe nach fairer Bezahlung und mehr Ausbildung

Kundgebung am Tag der Arbeit 2023
© Federico Gambarini/dpa
DGB-Vorsitzende, Yasmin Fahimi, spricht auf der Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum Tag der Arbeit in Köln.
Tag der Arbeit
Rufe nach fairer Bezahlung und mehr Ausbildung
Traditionell machen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am 1. Mai auf ihre Belange aufmerksam. In diesem Jahr gab es in Deutschland fast 400 Gewerkschafts-Kundgebungen.

Zum Tag der Arbeit am Montag haben die Gewerkschaften bundesweit zu Kundgebungen aufgerufen. Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, betonte dabei die Bedeutung des Kampfes für das Recht auf menschenwürdige Arbeit. "Es geht um einen gesellschaftlichen Wandel, der sozial gerecht ist", sagte sie bei der Hauptveranstaltung des DGB zum 1. Mai in Köln. "Nur mit starken Gewerkschaften und unseren Tarifverträgen können wir der Profitgier etwas entgegensetzen."

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) rief zu guten Tarifverträgen und mehr Ausbildung auf. Gegen den Fachkräftemangel brauche es gut bezahlte Arbeitskräfte und dass alle jungen Menschen, die einen Ausbildungsplatz wollten, auch einen bekommen, sagte der Kanzler auf der Kundgebung in Koblenz. "Wir müssen sicherstellen, dass wieder mehr ausgebildet wird in Deutschland, dann haben wir auch weniger Probleme auf der Suche nach Fachkräften", sagte Bundeskanzler Scholz. Zwar klagten viele Betriebe über Fachkräftemangel, seien aber nicht bereit, auszubilden.

Bundesweit fanden laut DGB 398 Veranstaltungen unter dem Motto "Ungebrochen solidarisch" mit insgesamt 287.880 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Die Notwendigkeit des Arbeitskampfes zeigt sich laut Fahimi derzeit vor allem bei den Lohnauseinandersetzungen. "Die Inflation hat bei uns allen ein Loch in den Geldbeutel gebrannt", sagte sie vor 2.000 Zuhörerinnen und Zuhörer. Dagegen helfen hohe Lohnabschlüsse, die im Zweifel auch mit Streiks erkämpft würden. Die DGB-Vorsitzende sprach vom größten wirtschaftlichen Umbau der Gesellschaft seit der Industrialisierung, der Deutschland bevorstehe. "Die Arbeitnehmer dürfen nicht Opfer dieser Transformation sein." Setze man die Vorschläge der Gewerkschaften um, ließen sich zusätzliche 60 Milliarden Euro an Einnahmen für die öffentliche Hand erzielen, sagte Fahimi.

Scholz rief zu mehr Respekt vor jeder Arbeit auf. "Wir brauchen einen Gesinnungswandel", sagte der Kanzler. Es brauche auch die Menschen, die in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Supermärkten oder auf dem Bau arbeiteten, nicht nur Ingenieure oder IT-Fachkräfte. Zugleich müsse in Deutschland viel in neue Technologien investiert werden, dazu brauche es viele Veränderungen in kurzer Zeit. Aber es brauche auch die Zuversicht, dass dies möglich sei. Die Gewerkschaften nannte Scholz in diesem Zusammenhang als besonders wichtig.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann verteidigte das Streikrecht von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. "Wir werden keine Einschränkung des Streikrechts dulden! Punkt. Aus. Ende.", sagte er in Berlin. Wer das Streikrecht der Gewerkschaften, diesen Grundpfeiler der Demokratie, antasten wolle, gefährde den sozialen Frieden.