GEKE streitet über Positionspapier zur Schuldenkrise

GEKE streitet über Positionspapier zur Schuldenkrise
Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa diskutiert kontrovers über ein Positionspapier zur Schuldenkrise. Zwischen Politikerschelte und mangelndem theologischem Akzent konnten sich die Mitgliedskirchen zunächst nicht einigen.

Die Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) beriet bei ihrem diesjährigen Treffen unter anderem über ein Wort zu der gegenwärtigen Lage in Europa auf. Angesichts der Schuldenkrise in der EU wird in dem Entwurf eine höhere Besteuerung hoher Einkommen und Vermögen oder eine einmalige Abgabe empfohlen. Bei der Bewältigung der Krise führe eine Konzentration auf Sparprogramme in den betroffenen Ländern zu verheerenden sozialen Folgen, wird gewarnt.

Der Entwurf löste eine kontroverse Debatte aus. So forderten Delegierte aus Osteuropa und Deutschland, das Europa-Wort müsse einen stärkeren biblisch-theologischen Akzent erhalten. Aus der evangelisch-lutherischen Kirche gab es generelle Einwände gegen das Papier, das kirchliche Themen und Politik vermische. Der kurhessische Bischof Martin Hein (Kassel) warnte vor einer schlichten Politiker-Schelte. Kirchenrat Klaus Rieth von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg regte an, auch die eigene Rolle der Kirchen selbstkritisch zu reflektieren.

Bischof Schindehütte für Stärkung der GEKE

Der evangelische Auslandsbischof Martin Schindehütte hat sich für eine Stärkung der GEKE ausgesprochen. Der Dachverband mit schmalen Arbeitsstrukturen brauche eine Mindestausstattung hinsichtlich personeller und finanzieller Stabilität, sagte Schindehütte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Sonntag am Rande der Vollversammlung der GEKE in Florenz. Dazu gehörten auch verbindliche Beiträge der Mitgliedskirchen: "Wir brauchen einen nächsten organisatorischen Schritt zur Sicherung der Grundlast der Kirchengemeinschaft."

In dem konfessionellen Dachverband sind lutherische, methodistische, reformierte und unierte Kirchen aus mehr als 30 europäischen Ländern Europas sowie einige südamerikanische Auswandererkirchen zusammengeschlossen. Die Vereinigung vertritt rund 50 Millionen Protestanten, davon rund 24 Millionen evangelische Kirchenmitglieder in Deutschland.

Ökumene in Deutschland "ein ganzes Stück vorangekommen"

Vier deutsche Kirchenleute sind für das Leitungsgremium der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa vorgeschlagen. Unter den 13 Kandidaten für den GEKE-Rat befinden sich der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber, die stellvertretende hessen-nassauische Kirchenpräsidentin Cordelia Kopsch, Oberkirchenrätin Barbara Rudolph von der Evangelischen Kirche im Rheinland sowie der reformierte Theologieprofessor Michael Weinrich aus Bochum. Die Wahl des neuen Rates ist für diesen Montag vorgesehen. Die Ratsmitglieder bestimmen anschließend das Präsidium und berufen den Generalsekretär.

Die Ökumene zwischen den evangelischen Kirchen in Deutschland und Europa ist nach Einschätzung von Landesbischof Friedrich Weber ein ganzes Stück vorangekommen. Probleme in der innerprotestantischen Ökumene gebe es bei Einzelthemen, wie der Bewertung von Homosexualität, sagte der lutherische Catholica-Beauftragte dem epd. Weber steht auch an der Spitze der GEKE-Delegation, die im Februar Gespräche mit dem Vatikan aufnimmt.