Experten erwarten starken Anstieg der Wohnkosten für Studierende

Experten erwarten starken Anstieg der Wohnkosten für Studierende

Berlin (epd). Zimmer für Studierende werden wieder teurer: „Der deutliche Aufwärtstrend bei den Kosten für Studentisches Wohnen ist zurück“, heißt es in einer am Montag in Berlin veröffentlichten Studie. Zwei Jahre lange habe der preisdämpfende Corona-Effekt dafür gesorgt, dass sich der durchschnittliche Zimmerpreis bei Neuvermietungen in Deutschland in einer engen Spanne zwischen 389 und 400 Euro bewegt habe. Damit sei es seit Jahresanfang vorbei. Im Schnitt müssen Studierende den Angaben zufolge nun mit 414 Euro Wohnkosten rechnen, wenn sie sich eine neue Bleibe suchen.

Für die gemeinsame Analyse werteten das Moses Mendelssohn Institut (MMI) in Berlin und das Immobilienportal „WG-gesucht.de“ Wohnangebote in 97 Hochschulstädten mit mehr als 5.000 Studierenden aus. Danach trifft der aktuelle deutliche Preisauftrieb Standorte jeglicher Art: Metropolen, klassische Uni-Städte und viele kleinere Städte. „Somit ist das ein umfassender und starker Trend“, sagte Stefan Brauckmann, Geschäftsführender Direktor am MMI. Es sei zu erwarten, dass es „im Sommersemester, aber vor allem im September eine weitere, deutlich zu spürende Entwicklung bei den Wohnkosten für Studierende geben“ werde.

In den kommenden Monaten dürfte sich der Run auf die Studentenbude weiter verschärfen, sagte der MMI-Direktor: „Während der Pandemie haben viele Studierende Umzugsüberlegungen zurückgestellt. Das wird angesichts absehbarer Corona-Lockerungen sicherlich oft in Kürze nachgeholt und die Nachfrage sowie Preise zum Sommersemester treiben.“

Ein weiterer Effekt für die Mieten in den Hochschulstädten seien längere Studienzeiten, hieß es weiter. Weil Vorlesungen, Arbeitskreise, Seminare oder Prüfungen wegen Corona ausgefallen oder wenig ergiebig gewesen seien, hätten viele junge Leute ihr Studium verlängert und in diesem Zeitraum weiter eine passende Bleibe benötigt. „Das verknappt das Angebot für neue Studierende zusätzlich“, erklärte Brauckmann.

Die finanzielle Belastung der Studierenden erhöhe sich zusätzlich durch die anziehende Teuerung, insbesondere bei den Energiekosten. „Nicht allein die Kaltmiete, sondern vor allem die Nebenkosten werden zur finanziellen Herausforderung für viele Studierende“, sagte Brauckmann. Dass der von der Bundesregierung für Sommer beschlossene Heizkosten-Zuschuss für BAföG-geförderte Studierende geringer ausfallen soll als bei Wohngeld-Empfängern, sei ein schlechtes Signal.

Vier von fünf Studierenden treffen die hohen Wohnkosten laut der Analyse ganz besonders. Denn diese insgesamt 2,2 Millionen jungen Leute sind an Hochschul-Standorten eingeschrieben, in denen die durchschnittlichen Kosten für ein Zimmer über der BAföG-Wohnkostenpauschale von 325 Euro liegen. „Hier muss dringend Abhilfe durch mehr günstige Angebote sowie passgenaue Unterstützung der jungen Menschen geschaffen werden“, sagte Brauckmann. „Ansonsten entscheidet noch mehr als bisher das Elterneinkommen über Hochschulort und spätere Beschäftigungsperspektiven.“