Trauer um Weihbischof Grave

Trauer um Weihbischof Grave
"Wahrer Hirte", "Markenzeichen für unser Ruhrgebiet": Mit diesen Worten würdigt der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck den gestorbenen Weihbischof und langjährigen Adveniat-Leiter Franz Grave, der am Samstag im Alter von 89 Jahren gestorben ist.

Essen (epd). Das Bistum Essen und das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat trauern um Weihbischof Franz Grave. Der gebürtige Essener und emeritierte Weihbischof Grave starb am Samstag im Alter von 89 Jahren, wie das Ruhrbistum und Adveniat am Samstagabend mitteilten.

„Weihbischof Grave ist den Weg eines echten Hirten für unsere Region gegangen, kantig und mit einem wahren Herzen für das Ruhrgebiet, für Kohle und Stahl, für die Arbeit, für die kleinen Leute und auch die großen“, würdigte ihn Ruhrbischof Overbeck. Grave sei einer, der zu einem „Markenzeichen für unser Bistum“ geworden sei. Am 26. Februar feiert Overbeck um 10 Uhr im Essener Dom eine Totenmesse für Franz Grave. Anschließend erfolgt die Beisetzung auf dem Kapitelsfriedhof.

Grave, geboren 1932 in Essen-Frohnhausen als Sohn einer Handwerksfamilie, erlebte den Strukturwandel der Region von der ersten Zechenkrise bis zum Ende des Bergbaus mit. Als junger Kaplan sowie als späterer Seelsorgeverantwortlicher und Bischof sollte er diese Zeit durch sein Engagement für Arbeiter und die Gesellschaft der Region sein Leben lang aktiv mitgestalten.

Grave war nach seiner Priesterweihe 1959 im Essener Dom als Kaplan im Arbeiterstadtteil Duisburg-Beek tätig. Er selbst wertete diese Zeit Anfang der 1960er Jahre in der damaligen Arbeitergemeinde St. Laurentius zwischen den Stahlwerken der Hafenstadt rückblickend als prägend. Auch als Diözesanpräses der Kolpingfamilien im Bistum Essen von 1966 bis 1971 und der katholischen Arbeitnehmer-Bewegung von 1979 bis 1982 sei es ihm stets darum gegangen, die katholische Soziallehre im Alltag umzusetzen, erklärte das Bistum.

Der erste Ruhrbischof Franz Hengsbach übertrug 1970 Franz Grave die Leitung des Seelsorgeamtes im Bischöflichen Generalvikariat. Gemeinsam mit dem Diözesanrat im Bistum brachte Grave unter anderem bundesweite Aktionen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und Hilfen für benachteiligte Jugendliche auf den Weg.

1988 wurde Grave im Essener Dom zum Bischof geweiht, nachdem ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Tingaria/Mauretanien und Weihbischof in Essen ernannt hatte. Nach dem Tod von Bischof Franz Hengsbach 1991 wählten die deutschen Bischöfe Franz Grave als seinen Nachfolger an die Spitze der Adveniat-Kommission, des Aufsichtsorgans über die Arbeit der Adveniat-Geschäftsstelle in Essen. Seitdem ist Graves Name eng mit dem Engagement der katholischen Kirche in Deutschland für Lateinamerika verbunden.

„Seine Liebe zu Lateinamerika und sein unermüdliches Engagement für die Armen haben Adveniat viele Jahre geprägt“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des kirchlichen Hilfswerks, Pater Martin Maier. Auch nach seiner aktiven Zeit sei Grave dem Hilfswerk verbunden geblieben und habe seine Kontakte in die Essener Stadtgesellschaft genutzt, um Hilfe und Spenden für die Menschen in Lateinamerika zu organisieren."

Grave habe mit der Übernahme der Adveniat-Leitung Spanisch gelernt und fortan den Kontinent vielfach bereist, erklärte Adveniat. Bereits nach kurzer Einarbeitung galt Grave als Kenner Lateinamerikas. Er reiste zu Generalversammlungen lateinamerikanischer Bischöfe, begleitete deutsche Regierungsdelegationen auf Reisen und war 2007 mit dem damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler zu Gast auf dem Kontinent.

1993 ernannte Ruhrbischof Hubert Luthe Grave zum Bischofsvikar für weltkirchliche und gesellschaftliche Aufgaben. Grave suchte im Ruhrgebiet das Gespräch mit Verantwortlichen in Unternehmen, Gewerkschaften und Verbänden. Er besuchte Chefetagen, stand aber auch an Heiligabend bei den Stahlarbeitern in Duisburg am Werkstor oder solidarisierte sich mit den Nokia-Beschäftigten beim Protest gegen die Schließung der Bochumer Hand-Fabrik. Das Bistum zitiert Grave mit den Worten: „Die Kirchen wollen nicht Politik machen, aber Politik möglich machen.“