Erzbischof Woelki ist dem Kirchenvolk nicht mehr willkommen

Erzbischof Woelki ist dem Kirchenvolk nicht mehr willkommen
Mehrheit der Kölner Katholiken für Rücktritt oder Absetzung
Offiziell bleibt es vorerst dabei: Am 2. März soll der vom Papst beurlaubte Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki seine Amtsgeschäfte wieder übernehmen. Doch im Erzbistum wächst der Widerstand gegen seine Rückkehr.

Köln (epd). Die für Anfang März geplante Rückkehr des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki in sein Amt stößt im Kirchenvolk auf massive Ablehnung. Mehr als vier von fünf Katholiken (82 Prozent) im Erzbistum sind nach einer Umfrage des Forsa-Instituts der Ansicht, Papst Franziskus sollte Woelki jetzt absetzen. Gut neun von zehn Gläubigen (92 Prozent) meinen laut der Umfrage im Auftrag des „Kölner Stadtanzeigers“ (Freitag online), der Kardinal hätte von sich aus Konsequenzen ziehen und zurücktreten sollen. Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ forderte eine Beteiligung der Kirchenbasis an der Entscheidung.

Eine Wiederaufnahme der Amtsgeschäfte befürworten der repräsentativen Umfrage zufolge nur elf Prozent der Kirchenmitglieder. Selbst bei den regelmäßigen Kirchgängern sprachen sich mehr als zwei Drittel (68 Prozent) für die Abberufung ihres Erzbischofs aus. Mit der bisherigen Amtsführung Woelkis, der seit 2014 im Amt ist, zeigten sich lediglich sechs Prozent der befragten Katholiken im Erzbistum zufrieden. Auch die Erwartungen an eine Reformbereitschaft von Kardinal Woelki sind demnach gering: Lediglich acht Prozent der Katholiken im Erzbistum gehen davon aus, dass er sich künftig offener für Reformbestrebungen zeigen werde.

Der Kardinal steht vor allem wegen seines Umgangs mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kritik. Nach einer Überprüfung der Vorgänge durch päpstliche Visitatoren hatte Papst Franziskus entschieden, dass Woelki im Amt bleiben darf, ihn aber zugleich für eine knapp fünfmonatige „geistliche Auszeit“ beurlaubt. Am 2. März, dem Aschermittwoch, soll Woelki die Leitung des mitgliederstärksten deutschen Bistums wieder übernehmen.

Der scheidende Bistumssprecher Christoph Hardt bestätigte dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass „nach jetzigem Stand“ eine Messe im Dom zum Aschermittwoch der Künstler Woelkis erster Termin nach seiner „geistlichen Auszeit“ wäre. Zur Frage, wie sich die Rückkehr des Kardinals gestalten soll, wollte sich das Erzbistum nicht äußern. Es sei aber davon auszugehen, dass er sich an die Gläubigen werden werde.

Für die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ ist eine Rückkehr des 65-Jährigen ins Amt des Kölner Erzbischofs derzeit „nicht vorstellbar“. „Wenn überhaupt, dann wäre eine Rückkehr nur nach einer Anhörung der Gremien und einer Befragung der Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum denkbar“, erklärte die Initiative am Freitag in Köln.

Sie forderte zudem, die Verantwortung des Kölner Erzbischofs im Fall des ehemaligen Wuppertaler Pfarrers U. zu untersuchen, der derzeit wegen Missbrauchs in mehr als hundert Fällen vor dem Kölner Landgericht steht. Unter anderem geht es um Vorwürfe, die die Jahre 2002 bis 2018 betreffen. Woelki, der seit 2014 Erzbischof von Köln ist, sei damit „Letztverantwortlicher auch für Mängel im Umgang mit Missbrauch“, erklärte die Initiative.

Auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) mahnte, dass im Erzbistum Verantwortung für die aktuelle Lage und die Fehler in der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle übernommen werden müsse: „Das ist die einzige Möglichkeit, wieder Glaubwürdigkeit herzustellen und die gegenwärtige Vertrauenskrise zu überwinden.“

Reker forderte, die Aufklärung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche in staatliche Hände zu legen. Die katholische Kirche habe die strafrechtliche Aufklärung des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen über Jahre verhindert, sagte sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Freitag). „Das Schweigekartell in der katholischen Kirche muss weiter aufgebrochen werden. Das ist eine Aufgabe für unser Rechtssystem.“