Renten steigen stärker als die Inflation

Renten steigen stärker als die Inflation
Die Standardrente ist seit dem Jahr 2000 stärker gestiegen als die Verbraucherpreise. DIW-Wirtschaftsexperte Johannes Geyer warnte jedoch vor einem weiter sinkenden Rentenniveau.

Berlin (epd). Die Renten sind nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung (DRV) seit der Jahrtausendwende stärker gestiegen als die Inflation. Nach einer DRV-Auswertung, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, erhöhten sich die Verbraucherpreise zwischen 2000 und 2020 um 32,4 Prozent. Die Brutto-Standardrente legte in diesem Zeitraum im Westen um 37,6 Prozent und im Osten um 53,8 Prozent zu. Die Zahlen errechnete die DRV auf Anfrage der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstag), die zuerst über die Entwicklung berichtet hatte.

Laut der Analyse sind die beiden Jahrzehnte höchst unterschiedlich verlaufen: Von 2000 bis 2010 war demnach die Inflation höher als der Anstieg der Renten. In diesem Zeitraum legte die Inflation um 16,6 Prozent zu. Die Standardrente erhöhte sich von 2000 bis 2010 im Westen um 9,5 Prozent und im Osten um 11,7 Prozent. Das habe an den Rentenreformen nach der Jahrtausendwende und der Finanzkrise mit der darauffolgenden Rezession gelegen, was die Löhne und damit auch auf die Rentenanpassungen gedrückt habe, hieß es.

Von 2010 bis 2020 betrug die Inflation der Analyse zufolge 13,5 Prozent. Die Standardrente stieg in dieser Zeit im Westen um 25,7 Prozent und im Osten um 37,7 Prozent. In dieser Phase sei die Konjunktur in Deutschland gut verlaufen, die Anzahl der Beschäftigten und Beitragszahler deutlich gestiegen, und davon hätten auch die Löhne und die Renten profitiert.

Bei der Berechnung der Standardrente wird unterstellt, dass eine fiktive Person 45 Jahre lang jedes Jahr genau durchschnittlich verdient und entsprechend Rentenbeiträge zahlt. Laut DRV beträgt die Bruttostandardrente im Westen aktuell 1.538,55 und im Osten 1.506,15 Euro vor Abzug der Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung und vor Zahlung von Steuern.

Der Rentenexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Johannes Geyer, warnte allerdings davor, die Zahlen zu positiv zu bewerten. Die gesetzliche Rente sei ursprünglich so konzipiert gewesen, dass sie zumindest im Grundsatz der Lohnentwicklung folge, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Durch die Rentenreformen habe sich das aber geändert. „Die Renten werden von der Entwicklung der verfügbaren Arbeitsentgelte abgekoppelt“, erläuterte Geyer. Dadurch werde „die Sicherungslücke im Alter, bei Invalidität und im Hinterbliebenenfall größer, das Risiko von Altersarmut steigt“.

Ihm zufolge sank das Rentenniveau von 2000 bis 2020 um fast neun Prozent, dabei allein zwischen 2010 und 2020 um knapp sieben Prozent. Unter dem Rentenniveau versteht man die Höhe der nach Abzug des Kranken- und Pflegekassenbeitrags verfügbare Standardrente im Verhältnis zum Durchschnittslohn nach Abzug des Arbeitnehmeranteils zur Sozialversicherung.