Trauerfeier für südafrikanischen Erzbischof Desmond Tutu

Trauerfeier für südafrikanischen Erzbischof Desmond Tutu
Er sei bereits zu Lebzeiten eine Ikone gewesen, sagte der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa über Erzbischof Desmond Tutu. Als einziger durfte der Staatschef bei der Trauerfeier für das "Gewissen Südafrikas" eine Rede halten.

Frankfurt a.M., Kapstadt (epd). In Südafrika haben die Menschen Abschied vom verstorbenen früheren Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu genommen. Bei einer Trauerfeier in der Kathedrale von Kapstadt würdigten Angehörige und Freunde, Vertreter von Kirchen, gesellschaftlichen Organisationen und des öffentlichen Lebens am Samstag die Verdienste Tutus. Der Vorkämpfer der Anti-Apartheid-Bewegung war am 26. Dezember in Kapstadt im Alter von 90 Jahren gestorben. Wegen der Corona-Pandemie war die Zahl der Teilnehmenden bei der Trauerfeier auf 100 begrenzt, sie wurde jedoch im Fernsehen übertragen.

Tutu habe drei Gebote vertreten, sagte sein Vertrauter und frühere Stellvertreter, der frühere Bischof von Natal, Michael Nuttall, in seiner Predigt: liebe Freundlichkeit, erstrebe Gerechtigkeit und gehe demütig neben deinem Gott. Tutu habe im persönlichen Kontakt vielen Trost geboten. So habe er nicht nur in der Kirche Gebete gesprochen, sondern wenn nötig auch am Telefon. „Seine Gebete kamen aus dem Herzen.“ Nuttall erinnerte zudem an ihren gemeinsamen Einsatz gegen die rassistische Trennung zwischen Weißen und Schwarzen. Tutus lebenslanger Einsatz für eine gerechtere Welt sei nicht ideologisch getrieben gewesen, sondern von Barmherzigkeit, sagte Nuttall.

Als Generalsekretär des Südafrikanischen Rats der Kirchen und später als anglikanischer Erzbischof von Kapstadt engagierte Tutu sich gegen Apartheid-Regime in Südafrika. Für seine Rolle als verbindender Anführer des gewaltlosen Einsatzes erhielt er 1984 den Friedensnobelpreis. Nach der Abschaffung der Apartheid und den ersten demokratischen Wahlen 1994 wurde Tutu Vorsitzender der Wahrheits- und Versöhnungskommission, die die Verbrechen und Ungerechtigkeiten des rassistischen Systems aufarbeitete. Tutus Leichnam wird im Familienkreis eingeäschert und in der Kathedrale in Kapstadt beigesetzt.

Mehrere Wegbegleiter und Vertraute, darunter die Frauenrechtlerin und Witwe Nelson Mandelas, Graça Machel, die frühere UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson, und die frühere Bürgermeisterin von Kapstadt, Patricial De Lille, sprachen bei der Trauerfeier am Samstag ein gemeinsames Gebet. Das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche, Erzbischof Justin Welby, sagte in einer Videobotschaft, eine auffallende Gemeinsamkeit, die jeder erfahren habe, sei, dass Tutu Licht für diejenigen in Dunkelheit gebracht habe. „Tutu war das Licht Christus.“

Tutu hat laut seiner Stiftung genaue Wünsche für seine Beerdigung hinterlassen und wollte demnach keine teure Feier. So sollte sein Sarg die günstigste Ausfertigung sein. Außerdem sollten keine Reden gehalten werden. Nur der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa hielt eine Trauerrede, in der er Tutu als wahren Kämpfer für Freiheit würdigte und erklärte, der frühere Erzbischof sei eine große Seele und ein mutiger Mensch gewesen. Tutu sei bereits zu Lebzeiten eine weltweite Ikone gewesen durch seine enorme moralische Größe, seine außergewöhnlichen Eigenschaften und seine Dienste an der Menschheit, sagte der Politiker.

Tutu wurde 1931 als Sohn eines Lehrers und einer Hausangestellten geboren. Er wurde zunächst selbst Lehrer, gab den Beruf aber wegen der Einführung der Rassentrennung in allen Bildungseinrichtungen nach drei Jahren auf. Tutu studierte Theologie und wurde 1960 als Geistlicher der anglikanischen Kirche ordiniert. 1975 wurde er in Johannesburg zum ersten schwarzen Dekan berufen, 1986 zum Erzbischof von Kapstadt und damit zum ersten Schwarzen an der Spitze der anglikanischen Kirche in Südafrika. Auch nach seinem Abschied als Erzbischof 1996 sprach er sich als „Südafrikas Gewissen“ unter anderem für die Gleichberechtigung von Homosexuellen, das Recht auf Sterbehilfe und gegen Korruption in der Regierung aus.