Experte: Familien vor Weihnachten an der Belastungsgrenze

Experte: Familien vor Weihnachten an der Belastungsgrenze

Frankfurt a.M. (epd). Der Sozialwissenschaftler Martin Bujard sieht Familien angesichts der Corona-Pandemie zu Weihnachten an der Belastungsgrenze oder schon darüber hinaus. „Viele Mütter und Väter fühlen sich, als wären sie beim Marathon ins Ziel gekommen“, sagte der Familien-Experte der Online-Ausgabe des evangelischen Monatsmagazins „chrismon“. „Und dann steht da jemand und sagt: “So, und nun bitte noch ein paar Runden oben drauf!" Kindern und insbesondere Jugendlichen gehe es aber noch schlechter als den Eltern.

Die Schulschließungen im zweiten Lockdown vor einem Jahr gehörten zu den größten Fehlern in der Pandemie, sagte der Präsident der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie (eaf). Schon nach dem ersten Lockdown hätten 477.000 zusätzliche Jugendliche im Alter von 16 bis 19 Jahren eine depressive Symptomatik gehabt. Im zweiten Lockdown seien die Belastungen Studien zufolge noch mehr geworden.

Viele Jugendliche seien immer noch isoliert - „weil sie gelernt haben, isoliert zu sein“, sagte Bujard. Kinder, die nun in der dritten Klasse seien, hätten Schule bislang kaum anders erlebt als von zu Hause aus oder mit Maske. In langen Phasen habe die Frage vorgeherrscht, mit wie vielen Kindern Verabredungen zum Spielen erlaubt sind. „Sie haben gelernt: Der andere ist potenziell gefährlich“, erklärte der Familien-Experte. „Das hemmt den Drang, etwas mit Gleichaltrigen zu machen.“ Wichtiger als Bildungsdefizite aufzuholen, sei es jetzt, dass Jugendliche „in das wirkliche, altersgerechte Leben eintauchen, Freundschaften wieder aufbauen, Lebensfreude spüren“.