Caritas: Impfpflicht in der Behindertenhilfe belastet Betriebsklima

Caritas: Impfpflicht in der Behindertenhilfe belastet Betriebsklima
23.12.2021
epd
epd-Gespräch: Christina Denz

Berlin (epd). Der Caritas-Experte Wolfgang Tyrychter hat sich besorgt über die von März 2022 an geltende Impfpflicht in Krankenhäusern, Pflege- und Behinderteneinrichtungen geäußert. Die Pflege und die Behindertenhilfe seien nach fast zwei Jahren Pandemie sehr belastet, sagte der Vorsitzende der Behindertenhilfe und Psychiatrie des katholischen Wohlfahrtsverbandes dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Und wir sind diejenigen, die jetzt die Impfpflicht in den Einrichtungen durchsetzen sollen.“

Dabei seien noch viele Aspekte unklar, kritisierte Tyrychter, etwa was mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geschehe, die sich nicht impfen ließen. „Müssen wir sie abmahnen? Müssen wir ihnen kündigen?“

Der Caritas-Experte befürchtet durch die einrichtungsbezogene Impfpflicht nach eigenen Worten kontroverse Debatten innerhalb der Belegschaft. „Da habe ich Sorge, dass sich manche Teams spalten“, sagte er. Mit Blick auf die Betreuung teils mehrfach behinderter Menschen wäre dies besonders gravierend.

Seit der Entscheidung von Bundestag und Bundesrat vom 10. Dezember für eine einrichtungsbezogene Impfpflicht sei die Atmosphäre in den Einrichtungen des in Bayern ansässigen Dominikus-Ringeisen-Werks, in dessen Vorstand Tyrychter arbeitet, „merklich kühler“ geworden, sagte er. Der Krankenstand habe deutlich zugenommen: „Die Stimmung ist schlecht.“ Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien körperlich und psychisch am Ende ihrer Kräfte.

Auch die Booster-Impfungen stellten für Menschen mit Mehrfachbehinderungen eine Herausforderung dar, erklärte er. Erneut müssten die Einrichtungen die Einwilligungen von Angehörigen oder den Betroffenen einholen, die Impftermine seien nur sehr schleppend angelaufen. Tyrychter klagte über „Bürokratismus“. Und er hätte sich mehr Unterstützung vom Robert Koch-Institut (RKI) und der Ständigen Impfkommission (Stiko) gewünscht, etwa durch Handreichungen in einfacher Sprache, sagte er.

Zu einem möglichen Einsatz des Sanitätsdienstes der Bundeswehr in Einrichtungen der Behindertenbetreuung äußert sich Tyrychter skeptisch. „Die meisten Soldaten haben keinen Bezug zu geistig behinderten Menschen“, sagte er.