RKI rät wegen Omikron zu sofortigen maximalen Kontaktbeschränkungen

RKI rät wegen Omikron zu sofortigen maximalen Kontaktbeschränkungen
Maximale Kontaktbeschränkungen und Boostern nach drei Monaten: Zur Eindämmung der hochansteckenden Omikron-Variante werden massive Verschärfungen diskutiert. Das Robert Koch-Institut dringt auf sofortiges Handeln.

Berlin (epd). Aus Sorge vor einer massiven Ausbreitung der Omikron-Variante von Covid-19 in Deutschland fordert das Robert Koch-Institut (RKI) sofortige „maximale Kontaktbeschränkungen“. Wie das RKI am Dienstag nur wenige Stunden vor den Beratungen von Bund und Ländern über weitere Corona-Maßnahmen in Berlin mitteilte, hängt der weitere Verlauf der Pandemie auch „vom Verhalten der Bevölkerung an den Festtagen“ ab. Daher müssten die Maßnahmen flächendeckend bis zunächst Mitte Januar gelten. Die Impfgeschwindigkeit müsse auf ein Maximum gesteigert werden.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) beim RKI gab kurze Zeit später die Verkürzung des empfohlenen Impfabstands bei der Auffrischungsimpfung von sechs auf mindestens drei Monate bekannt. Die Stiko betonte, dass dabei ältere oder vorerkrankte Menschen bevorzugt berücksichtigt werden sollten. Der Impfschutz bei vollständig Geimpften nehme gegenüber der Omikron-Variante bereits drei bis vier Monate nach der Grundimmunisierung „signifikant“ ab, erläuterte das Gremium. Nach Verabreichung einer Auffrischungsimpfung steige aber die Schutzwirkung wieder deutlich an - und damit auch der Schutz vor schweren Covid-19-Verläufen nach einer Infektion mit Omikron.

Nach RKI-Einschätzung müssen außerdem die 2G- und 3G-Konzepte, wonach der Zutritt zu bestimmten Orten davon abhängt, ob jemand nach einer Covid-19-Erkrankung genesen beziehungsweise vollständig geimpft ist (2G) oder lediglich getestet (3G), „geschärft“ werden. Wegen vermehrter Impfdurchbrüche schlägt das Institut vor, dass auch Genesene oder Geimpfte einen zusätzlichen Antigentest für bestimmte Einrichtungen und Veranstaltungen vorzeigen müssen (2G plus). Lediglich bei Personen mit einer Auffrischimpfung könnte dieser zusätzliche Test entfallen. 2G plus wird auch für den Zugang zu Gottesdiensten angemahnt. Am Arbeitsplatz sollten Ungeimpfte täglich einen Test vorweisen.

Großveranstaltungen sollen nach RKI-Einschätzung zudem verboten, Bars, Clubs, Diskotheken und Restaurants sowie Sportstätten im Innenbereich geschlossen werden. Vorgeschlagen wird auch ein Verbot von Gesang in Innenräumen, etwa der Gemeindegesang im Gottesdienst. Ausgenommen ist der eigene Haushalt. In privaten Innenräumen sollten allerdings maximal zehn Menschen zusammenkommen. Bei Schulen und Kindertagesstätten müssten die Weihnachtsferien verlängert werden.

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen liegt laut RKI aktuell bei 306,4. Den Angaben von Dienstagmorgen zufolge ist das ein Rückgang im Vergleich zu 316 am Montag und 375 vor einer Woche. Wie das Institut unter Berufung auf die Gesundheitsämter mitteilte, wurden binnen 24 Stunden 23.428 Neuinfektionen verzeichnet. Das sind 7.395 weniger als am Dienstag vergangener Woche. 462 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit stieg die Gesamtzahl der Corona-Toten in Deutschland auf 108.814.

Das RKI geht davon aus, dass die Lage sich dramatisch ändert, wenn erst einmal Omikron die vorherrschende Variante ist. Erste Analysen deuten darauf hin, dass es bereits Anfang Januar 2022 soweit sein könnte. Omikron gilt als deutlich ansteckender als bisherige Mutationen des Coronavirus. Der Expertenrat der Bundesregierung befürchtet eine hohe Zahl gleichzeitig Infizierter und Kranker und damit einhergehend nicht nur eine Überlastung des Gesundheitssystems, sondern auch Risiken für die kritische Infrastruktur. Dazu gehören neben dem Staat unter anderem die Bereiche Energie und Wasser, Verkehr, Ernährung sowie die Medien.

Vollständig gegen Covid-19 geimpft sind den Angaben zufolge derzeit 70,3 Prozent der Bevölkerung in Deutschland, mindestens 31,5 Prozent haben zusätzlich eine Auffrischimpfung erhalten.