Bätzing: Kluft zwischen Kirche und Gesellschaft wird größer

Bätzing: Kluft zwischen Kirche und Gesellschaft wird größer

Frankfurt a.M. (epd). Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, beklagt eine wachsende Entfremdung zwischen Kirche und Gesellschaft. „Die Kluft ist groß, und sie nimmt zu“, sagte der Limburger Bischof der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag). Das betreffe vor allem Fragen von Sexualität, Partnerschaft und der Gleichberechtigung von Männern und Frauen. „Außerdem fragen sich die Menschen: Gibt es einen transzendentalen Bezugspunkt, gibt es Gott?“, erklärte Bätzing. Theologen bezeichneten dies als „fundamentale Gotteskrise“.

Gleichzeitig äußerte Bätzing die Hoffnung, dass der Syndodale Weg - der von Bischöfen und Laien gestaltete kirchliche Reformprozess in Deutschland - Veränderungen anstoßen werde. „Ich sehe zum einen den Druck durch die stark infrage gestellte Glaubwürdigkeit.“ Zum anderen habe sich die Kirche in den vergangenen Jahrzehnten bereits enorm gewandelt. Bätzing hob unter anderem die „Kraft der Ehrenamtlichen“ hervor, die die Kirche trügen und veränderten - und „die ökumenische Verbundenheit, die so wichtig geworden ist“.

Der Synodale Weg soll dazu beitragen, die Vertrauenskrise der Kirche infolge des Missbrauchsskandals zu überwinden. Der Limburger Bischof räumte ein, im Zuge des Skandals selbst Irrtümer begangen zu haben: „Der entscheidende Fehler war, den Betroffenen lange Zeit nicht zugehört zu haben.“ Deshalb sei in seinem Bistum ein Betroffenenbeirat gegründet worden, im Januar werde eine Aufarbeitungskommission eingesetzt. „Das fordert die Öffentlichkeit zu Recht.“

Nach den Worten Bätzings muss sich seine Kirche für neue Milieus öffnen. „Wir sind kein prägendes Milieu mehr, deshalb müssen wir aufbrechen und Partner suchen, mit denen wir gleiche Werte teilen“, erklärte der Bischof. Das könnten zum Beispiel Jungunternehmer sein, die eine Initiative für geflüchtete Frauen gründen und mit ihnen ein Modelabel aufbauen. „Sie teilen die Werte und wir wollen mit ihnen in Kontakt treten.“