Entsetzen über Rassismus-Eklat im Fußballstadion

Entsetzen über Rassismus-Eklat im Fußballstadion
Polizei erstattet Anzeige wegen Beleidigung
Ein Rassismus-Eklat im Duisburger Stadion hat bundesweit Empörung ausgelöst. Zugleich stößt der Abbruch des Spiels auf eine breite Zustimmung. Experten mahnen mehr Engagement gegen Rassismus in Fußballstadien an.

Düsseldorf (epd). Rassistische Äußerungen im Duisburger Fußballstadion haben bundesweit empörte Reaktionen ausgelöst. Die Bundesregierung lobte am Montag die ablehnenden Reaktionen von Fußballfans und Vereinen auf die Beleidigungen. Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) schrieb auf Twitter: „Rassismus hat im Fußball nichts zu suchen.“ Der Konfliktforscher Andreas Zick mahnte, dass die bisherigen Maßnahmen gegen Rassismus nicht ausreichten.

Nach dem Abbruch des Drittligaspiels zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück hat die Polizei Anzeige wegen Beleidigung gegen einen 55-jährigen Mann erstattet. Er soll den VfL-Profi Aaron Opoku rassistisch beleidigt haben. Auch der Staatsschutz sei informiert, teilte die Polizei Duisburg mit.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums, das auch für Sport zuständig ist, sagte am Montag in Berlin, die Reaktionen auf den Vorfall seien „vorbildhaft“ gewesen. Alle wesentlichen Beteiligten hätten sich ganz entschieden gegen diese Form der Beleidigung gestellt. Die Polizei habe ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, der Schiedsrichter das Spiel abgebrochen, und die Fans hätten die Beleidigungen ganz entschieden zurückgewiesen. Das sei ein deutliches Signal gewesen, das „wir uns in deutschen Fußballstadien wünschen“.

Die neue Staatsministerin für Integration, Reem Alabali Radovan (SPD), betonte, dass erstmals in Deutschland ein Spiel im Profifußball wegen eines rassistischen Vorfalls abgebrochen worden sei. „Im Fußball gilt wie überall sonst in unserer Gesellschaft: Kein Platz für Rassismus!“ Innenminister Reul erklärte: „Es war total richtig, das Spiel abzubrechen. Ich finde die Reaktionen von Schiedsrichter, Vereinen und Fans sehr angemessen.“ Die Polizei werde alles daransetzen, den Vorfall lückenlos aufzuklären. Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) hatte am Sonntagabend via Twitter zu Solidarität mit dem 22-jährigen Stürmer aufgerufen.

Der Extremismusforscher Zick mahnte, Menschenfeindlichkeit in den Fußball-Arenen stärker in den Blick zu nehmen. „Die rassistischen Äußerungen in Stadien haben eine sehr lange Tradition, und an die Tradition knüpfen einige Fans und Fangruppierungen an“, sagte Zick in Bielefeld dem Evangelischen Pressedienst (epd). Menschenfeindlich orientierte Personen und Gruppen nutzten die Fußballarenen für ihre Motive, erklärte der Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung. Das Problem sei im Fußball, insbesondere im Profifußball zwar erkannt. Es müsse aber noch viel mehr getan werden, mahnte er.

Auch der Ex-Nationalspieler und DFB-Integrationsbeauftragter Jimmy Hartwig begrüßte, dass das Spiel abgebrochen wurde. Das sei eine vernünftige Entscheidung, „um den Leuten mal zu zeigen, dass es so nicht geht, dass man niemanden in irgendeinem Stadion mit Affenlauten oder mit seiner Hautfarbe rassistisch beleidigen kann“, sagte beim Nachrichtensender Welt.

Das Spiel war nach dem Vorfall am Sonntagnachmittag zunächst unterbrochen und dann ganz abgebrochen worden. Der Verein VfL Osnabrück twitterte danach: „Wir gemeinsam gegen Rassismus. Aaron wir stehen hinter Dir!“ Auf den Rängen wurden nach Angaben der Vereine nach dem Vorfall „Nazis raus“ skandiert. Der Stadionsprecher spielte den antifaschistischen Song „Schrei nach Liebe“ von der Band Die Ärzte.