Adveniat: Untersuchung zu Missbrauchsvorwürfen gegen Übersee-Priester

Adveniat: Untersuchung zu Missbrauchsvorwürfen gegen Übersee-Priester

Essen (epd). Das katholische Hilfswerk Adveniat geht den Missbrauchsvorwürfen gegen Priester, die in Leiteinamerika und der Karibik eingesetzt sind, nach. Am Mittwoch erklärte der Anfang September neu eingesetzte Adveniat-Hauptgeschäftsführer, Pater Martin Maier, in Essen, dass eine externe, unabhängige, fachliche und systematische Untersuchung bereits von der Deutschen Bischofskonferenz in Abstimmung mit Adveniat eingeleitet worden sei. Dabei gehe es um die Untersuchung der sogenannten Fidei-Donum-Akten auf Anzeichen für sexuellen Missbrauch durch Priester in Übersee sowie um Vorwürfe gegen den damaligen Adveniat-Geschäftsführer Emil Stehle.

Die unabhängige Untersuchung werde in Kürze in Auftrag gegeben, erklärte Maier. Der Untersuchungsbericht solle voraussichtlich im ersten Halbjahr 2022 fertiggestellt sein. Adveniat vertrete die Position einer absoluten Null-Toleranz gegenüber dem Verbrechen des sexuellen Missbrauchs und stelle sich an die Seite der Betroffenen in Deutschland und in Lateinamerika, betonte Maier. Für eine rückhaltlose Aufklärung werde er als Hauptgeschäftsführer von Adveniat Sorge tragen.

Direkt im Anschluss an die Veröffentlichung der Hildesheimer Missbrauchsstudie am 14. September sei Kontakt zur Deutschen Bischofskonferenz aufgenommen worden. Infolge der Veröffentlichung der Adveniat-Pressemitteilung zu der Studie am 15. September hätten das Hilfswerk zudem Hinweise erreicht, die auch auf eine Täterschaft Stehles in Fällen sexuellen Missbrauchs hindeuteten.

Die deutschen Diözesanpriester, die in Lateinamerika und der Karibik eingesetzt sind und nach dem Namen einer Enzyklika auch „Fidei Donum-Priester“ genannt werden, unterstehen den Angaben nach entweder ihren Heimatdiözesen oder den Diözesen, in die sie entsandt wurden. Da jedoch auch im Aktenbestand der von der Deutschen Bischofskonferenz gegründeten „Koordinierungsstelle Fidei Donum“ Hinweise auf sexuellen Missbrauch und dessen Vertuschung vermutet werden müssen, sollen laut Adveniat-Geschäftsführer Maier auch diese Akten untersucht werden.

Der ehemalige Adveniat-Geschäftsführer Emil Stehle (1926-2017) hat offenbar in den 1970er Jahren dabei geholfen, einen wegen sexuellen Missbrauchs verdächtigen Priester vor der Strafverfolgung zu schützen. Nach Adveniat-Angaben vom September hatte die Staatsanwaltschaft Braunschweig 1963 gegen den Priester B. wegen des Verdachts des wiederholten sexuellen Missbrauchs an schutzbefohlenen Minderjährigen Haftbefehl erlassen. Der Mann sei nach Paraguay geflohen.

Die Beteiligung Stehles an der Vertuschung des Falls und Identitätsfälschung habe dazu beigetragen, dass der Täter nicht zur Rechenschaft gezogen werden konnte, hatte Adveniat erklärt. Dass sowohl vom damaligen Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen als auch vom damaligen Hildesheimer Personalreferenten für Geistliche, Domvikar Georg Aschemann, dieses Verhalten in persönlichen Schreiben an Stehle eingefordert wurde, rechtfertige sein Tun in keiner Weise.