Münsteraner Bischof kritisiert Wachstum auf Kosten der Armen

Münsteraner Bischof kritisiert Wachstum auf Kosten der Armen
Adveniat-Weihnachtsaktion startet am Sonntag im Bistum Münster
Die Weihnachtsaktion von Adveniat rückt prekäre Lebensverhältnisse in den Großstädten in den Blick. Die Corona-Pandemie habe Lage etwa in vielen lateinamerikanischen Städten verschärft, warnt das Hilfswerk.

Münster, Essen (epd). Unter dem Motto „ÜberLeben in der Stadt“ startet das katholische Hilfswerk Adveniat am Sonntag in Münster seine bundesweite Weihnachtsaktion. In diesem Jahr will das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche besonders die prekären Lebensverhältnisse der Menschen in den Armenvierteln der Großstädte in den Blick nehmen, wie das Hilfswerk am Donnerstag mitteilte. „Corona hat da gewirkt wie ein Brennglas“, sagte Adveniat Haupt-Geschäftsführer Martin Maier, die Situation der Menschen dort habe sich weiter verschlechtert.

Eröffnet wird die diesjährige Weihnachtsaktion mit einem Gottesdienst im Münsteraner Dom. Angekündigt sind neben dem Münsteraner Bischof Felix Genn auch der Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck und der Erzbischof Dom Leonardo Steiner aus der brasilianischen Amazonas-Metropole Manaus. Das Programm des Eröffnungsgottesdienstes soll „lateinamerikanisch“ werden: „Bunt, solidarisch, kulinarisch und musikalisch“, erklärte Maier.

Corona habe auf beängstigende Weise deutlich gemacht: „Wir haben die Armen nicht genug im Blick“, erklärte der Münsteraner Bischof Genn. So habe die brasilianischen Stadt Manaus in der Pandemie nahezu eine „Corona-Apokalypse“ erlebt. Das Beispiel Manaus zeige auch „wie ungerecht und unsolidarisch unsere Weltgemeinschaft nach wie vor ist“. Zugleich würdigte Genn das 60-jährige Engagement von Adveniat für die Menschen in Lateinamerika. Adveniat setze egoistischen Fantasien, die grenzenloses Wachstum für wenige auf Kosten vieler anderer propagieren, eine Haltung von Sorge und Verantwortung für die Armen und für unsere Welt entgegen.

Der brasilianische Bischof von Manaus, Leonardo Ulrich Steiner, würdigte, wie sehr die Adveniat-Spenden die inzwischen wieder von Hunger geprägte Lebenssituation der Brasilianer gelindert habe. Sein Hilferuf „Um Gottes Willen, schicken Sie Sauerstoff“ sei mit einer schnellen und unbürokratischen Hilfe in Hohe von 150.000 Euro aus dem Bistum Münster beantwortet worden. Adveniat könne die Spirale der Armut durchbrechen.

Laut Adveniat Haupt-Geschäftsführer Maier hat das Hilfswerk im vergangenen Jahr 2.000 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 35 Millionen Euro gefördert. Allerdings sei die Weihnachtskollekte von 22 Millionen auf zwölf Millionen Euro zurückgegangen, da es pandemiebedingt weniger Gottesdienstbesucher gegeben habe. Da auch in diesem Jahr Weihnachten unter Corona-Bedingungen gefeiert werden muss, ruft Adveniat verstärkt zu Online-Spenden auf.

Am ersten Advent starten traditionell die kirchlichen Hilfswerke Adveniat und „Brot für die Welt“ ihre Weihnachtsaktionen. In der katholischen Kirche sind am 24. und 25. Dezember die Weihnachtskollekten für die Hilfe für Menschen in Lateinamerika und der Karibik bestimmt.