Missbrauch: Kölner Weihbischof bekennt persönliche Schuld

Missbrauch: Kölner Weihbischof bekennt persönliche Schuld

Köln (epd). Begleitet von Protesten hat der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser einen sogenannten Bußgottesdienst in Gedenken an die Opfer sexualisierter Gewalt durch Geistliche abgehalten. „Von Priestern und weiteren kirchlichen Mitarbeitern unseres Bistums ist eine große Zahl von Verbrechen sexualisierter Gewalt an Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen verübt worden“, sagte der Apostolische Administrator des Erzbistums am Donnerstag im Kölner Dom. Angehörige der katholischen Reformgruppe „Maria 2.0“ und einige der Betroffenen kritisierten den Gottesdienst als einseitige Aufarbeitung.

Steinhäuser, der Kardinal Rainer Maria Woelki während einer selbst gewählten Auszeit vertritt, beschrieb seine Rolle als „Chef der Täterorganisation Erzbistum Köln“. Er bekannte, er habe lange Zeit an Einzelfälle geglaubt und die Tatsachen nicht wahrhaben wollen. „Ich habe versucht, diese Kirche zu schützen. Ich habe die Betroffenen nicht im Blick gehabt. Das ist mein Versagen und meine Sünde“, erklärte Steinhäuser.

Die Diskussion über die Verantwortung der Kirche sei mit dem „Bußgottesdienst“ keineswegs beendet, betonte der Weihbischof. Sexuelle Gewalt gebe es auch heute.

Mit dem Gottesdienst wollte das Bistum ein liturgisches Zeichen setzen. Dafür wurde der „Europäische Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch“ gewählt. Zugelassen waren nur 230 geladene Gäste, um einen geschützten Rahmen für die Betroffenen zu schaffen. Einige von ihnen waren an der Vorbereitung beteiligt gewesen.

Im Gottesdienst wurden die Vornamen von Betroffenen verlesen und zum Gedenken für jeden von ihnen eine Kerze aufgestellt. In einem Lied beschrieb Peter Bringmann-Henselder, Sprecher des Betroffenenbeirates, sein Erleben von sexualisierter Gewalt in seiner Kindheit.

Der Gottesdienst als Form der Aufarbeitung war sehr umstritten. Ein Teil der Betroffenen lehnte eine Teilnahme an dem Gottesdienst ab, weil sie eine Instrumentalisierung und eine allzu starke Erinnerung an ihre erlittenen Qualen fürchteten. Nicht die Opfer, sondern die Täter hätten die Pflicht, Buße zu leisten, hatte Patrick Bauer, früherer Sprecher des Betroffenenbeirats, im Vorfeld erklärt.