Intensivmediziner fordern Auffrischimpfungen schon nach fünf Monaten

Intensivmediziner fordern Auffrischimpfungen schon nach fünf Monaten

Osnabrück (epd). Intensivmediziner-Präsident Gernot Marx hat angesichts rasant steigender Corona-Fallzahlen schnellere Auffrischimpfungen gefordert: „Mir erschiene es mit den Erfahrungen aus Israel sinnvoll, die Sechs-Monats-Spanne nicht voll auszureizen, sondern ab einem Intervall von fünf Monaten die Impfungen aufzufrischen,“ sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag).

Entscheidend sei, dass so viele Menschen wie möglich die dritte Spritze erhielten, betonte der Intensivmediziner „Je schneller die Auffrischungsimpfungen kommen, umso flacher wird die Welle ausfallen“, sagte er. „Das ist das wirkungsvollste Instrument, um das Virus auszubremsen und Impfdurchbrüche zu minimieren.“

Marx forderte auch zusätzliche Anstrengungen, um Nichtgeimpfte für die Immunisierungen zu gewinnen. „Die Impfkampagne muss mit Vollgas beschleunigt werden, mit allem, was geht! Es fehlen ja gar nicht mehr so viele Prozente, und dann sind wir da, wo Spanier und Portugiesen schon sind.“ An die Adresse von Impfskeptikern sagte er: „Schwere Verläufe bei vollständig Geimpften sehen wir nur bei Hochbetagten oder Immungeschwächten.“

Marx appellierte an die Politik, schnell bundesweit einheitliche und schärfere Anti-Corona-Maßnahmen einzuführen. „Und wir brauchen eine klare Kommunikation der Entscheidungen und ein Ende der permanenten Streitereien, damit auch umgesetzt und eingehalten wird, was beschlossen worden ist.“

Viele Kliniken vor allem in Sachsen, Thüringen und Bayern sind nach den Worten des Intensivmediziners bereits in einer echten Notsituation. Die Charité im Ballungsraum Berlin habe schon alle planbaren OPs abgesagt. Schon bald müssten Patienten wieder aus Corona-Hotspots in Kliniken außerhalb verlegt werden, sagte Marx. Aufgrund erschöpfter und ausgebrannter Pflegekräfte, die den Job hingeworfen oder ihre Arbeitszeit reduziert hätten, könnten 4.000 Intensivbetten weniger belegten werden als vor einem Jahr.