Corona: Spahn und Wieler sprechen sich für strengere Regeln aus

Corona: Spahn und Wieler sprechen sich für strengere Regeln aus
Die aktuellen Entwicklungen bei der Corona-Pandemie erinnern an die Lage vor einem Jahr. Der große Unterschied: Es gibt Impfungen und dringende Appelle, sich impfen zu lassen. Außerdem dürfte es bald strengere Regeln geben - auch für Geimpfte.

Berlin (epd). Angesichts täglich neuer Höchststände bei den Corona-Infektionen verstärken sich die Forderungen nach strengeren Verhaltensregeln, Kontrollen und Pflichtimpfungen für bestimmte Berufsgruppen. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach sich am Freitag in Berlin dafür aus, dass nur noch Geimpfte und Genesene, die sich zusätzlich tagesaktuell testen lassen, Zutritt zu öffentlichen Veranstaltungen bekommen. Er bezeichnete dies als „2G plus“. Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt in seinem aktuellen Wochenbericht die Absage von Großveranstaltungen. Unterdessen findet die Einführung einer berufsbezogenen Corona-Impfpflicht in den betroffenen Branchen zunehmend Unterstützung.

Spahn sagte, die sogenannte 3G-Regelung - geimpft, genesen oder getestet - allein werde nicht mehr reichen. Außerdem könne man sich die laschen Kontrollen nicht länger leisten. „3G war zu oft Null G“, kritisierte er. Wenn sich Spahns Vorschlag durchsetzen sollte, wären künftig auch Geimpfte und Genesene wieder mit mehr Einschränkungen konfrontiert. In der kommenden Woche wollen die Ministerpräsidenten und -präsidentinnen der Länder mit der noch amtierenden Bundeskanzlerin die Pandemielage beraten.

RKI-Präsident Lothar Wieler sagte zur aktuellen Corona-Situation: „Es ist fünf nach zwölf.“ Wie im Herbst 2020 appellierte er an die Bürger, ihre Kontakte wieder einzuschränken, um Ansteckungen zu verhindern. Großveranstaltungen seien nicht nur in Regionen mit hohen Inzidenzen kritisch zu sehen, sondern generell, sagte Wieler: „Am besten wäre es, wenn man sie absagen würde.“ Zur Frage, ob auch Geimpfte nach einem Kontakt mit einem Infizierten wieder in Quarantäne müssen, sagte Wieler, das gehöre zu den Fragen, die gerade besprochen würden.

Unterdessen sprach sich inzwischen ein breites Bündnis von Ärzten, Kliniken und Verbänden der Pflegekräfte für eine berufsbezogene Corona-Impfpflicht aus. In einer gemeinsamen Erklärung begrüßen Bundesärztekammer, Deutscher Krankenhausgesellschaft, der Deutsche Pflegerat und der Verband medizinischer Fachberufe eine aktuelle Empfehlung des Ethikrats. Dieser rät zu einer Prüfung einer Impfpflicht für Personal, das Kontakt zu besonders gefährdeten Gruppen hat. Die Verbände versicherten, sie würden die Umsetzung unterstützen, wenn die Politik eine solche Impfverpflichtung einführe. Auch andere Organisationen, darunter Diakonie und Caritas, hatten zuvor eine berufsbezogene Impfpflicht nicht mehr strikt abgelehnt.

Die Corona-Infektionszahlen erreichen in diesen Tagen die höchsten Werte seit Beginn der Pandemie. Das RKI meldete am Freitag 48.640 Neuansteckungen mit dem Coronavirus. Die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche (Sieben-Tage-Inzidenz) lag bei 263,7. Insgesamt 67,4 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind laut RKI-Daten vollständig gegen Covid-19 geimpft, 70 Prozent mindestens einmal.

Für Kontaktbeschränkungen sprach sich auch der Berliner Virologe Christian Drosten aus. Er sagte dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ (Freitag), diese seien dringend erforderlich, um „die wirklich erschreckend hohe Inzidenz“ zu drücken. Drosten empfahl drei Maßnahmen gegen die starke Infektionswelle: Shutdowns, mehr Tempo bei den Auffrischungsimpfungen und alles daranzusetzen, die millionenfache Impflücke bei den Erwachsenen zu schließen.

Die von SPD, Grünen und FDP angekündigte 3G-Regel am Arbeitsplatz will der geschäftsführende Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im Konsens mit Unternehmen und Gewerkschaften einführen. Er werde das Gespräch mit den Arbeitgebern und Gewerkschaften suchen, sagte er der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Freitag). Angesichts der zu niedrigen Impfquote sei die Regelung notwendig, um erneute Einschränkungen für die Wirtschaft und auch die Schließung von Kitas und Schulen zu vermeiden, erklärte Heil.