Sozialexperte: Diakonie unverzichtbar für sozialen Zusammenhalt

Sozialexperte: Diakonie unverzichtbar für sozialen Zusammenhalt

Oberhausen (epd). Die Diakonie steht nach Ansicht des Sozialexperten Uwe Becker heute vor größeren Herausforderungen denn je. Angesichts von Kinderarmut, Fachkräftemangel in der Pflege und einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich habe der Wohlfahrtsverband der evangelischen Kirche „bedauerlicherweise ein riesiges Terrain“ an Hilfsbedarf vor Augen, sagte der Diakoniewissenschaftler am Freitag in Oberhausen. Ein stetiges Wachstum des Verbandes bei Umsatz und Beschäftigtenzahl zeige, dass soziale Dienstleistungen nicht zuletzt zur Gewährleistung des sozialen Zusammenhalts unverzichtbar seien.

Die zunehmenden Herausforderungen verlangten auch künftig nach einer steigenden Zahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, erklärte der Diakoniewissenschaftler der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum. „Und es ist auch klar, dass diese Beschäftigten immer weniger eine konfessionelle oder gar evangelische Zugehörigkeit haben“, sagte er laut Redemanuskript in einem Festvortrag zum 100-jährigen Bestehen des Diakonischen Werks Oberhausen in der Lutherkirche.

Eines der künftigen Arbeitsfelder der Diakonie muss seiner Ansicht nach ein verstärktes Engagement für moderne Lebens- und Wohnprojekte sein, sagte der frühere Vorstandssprecher der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe. Der Wohlfahrtsverband könne in neuartigen Quartieren mit gemeinsamen Wohneinheiten, lokaler Ökonomie, ressourcenschonender Bewirtschaftung und neuen Formen der Arbeit beraten und unterstützen. Dabei gehe es nicht primär um Hilfe für die Betroffenen, sondern darum, Not und Hilfsbedürftigkeit künftiger Generationen entgegenzuwirken. Becker sprach von einer „neuen Dimension der Gemeinwesenarbeit“ und der „Perspektive einer 'grünen Diakonie“.

Auch angesichts des Klimawandels und der zu erwartenden Flucht von Millionen Menschen müssten Unterbringungskonzepte in den Kommunen gemeinsam mit Akteuren vor Ort weiterentwickelt und auf dem Laufenden gehalten werden, sagte der Theologe. „Es wäre fatal, darüber erst wieder nachzudenken, wenn Tausende von Flüchtlingen vor den Toren stehen.“