Weisband warnt vor Philosemitismus in Deutschland

Weisband warnt vor Philosemitismus in Deutschland

Berlin (epd). Die frühere Piraten-Politikerin Marina Weisband sieht „pathologischen Philosemitismus“ in Deutschland als Gefahr. Dieser könne aus der Überzeugung heraus, sich mit dem Thema Holocaust auseinandersetzen zu müssen, leicht in Antisemitismus umschlagen, sagte sie der Tageszeitung „ND“ („Neues Deutschland“/Montag).

Vor dem Hintergrund des Konflikts um eine mutmaßlich antisemitische Beleidigung gegenüber dem Musiker Gil Ofarim sagte Weisband, sie trage den Davidstern als religiöses Zeichen derzeit nicht. Ofarim wurde nach eigenen Angaben in einem Leipziger Hotel aufgefordert, seine Halskette mit einem Davidstern einzupacken, um einchecken zu dürfen. Weisband beobachtete seit der jüngsten Eskalation im Israel-Konflikt vom Frühjahr einen deutlichen Anstieg des Antisemitismus: „Da wollte ich nichts riskieren und habe die Kette abgelegt.“ Vor allem, wenn sie sich über Israel äußere, erhalte sie Hass-Botschaften.

Antisemitismus mache ihr besonders bei Konservativen Angst, die beim Werben um die Gunst der Wähler Anschluss an rechten und rechtsextremem Antisemitismus herzustellen versuchten. Der CDU-Politiker und Ex-Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen etwa müsse kein Antisemit sein, er gebrauche aber Codewörter rechtsextremer Antisemiten wie „Globalisten“.

Weisband wurde 2011 als politische Geschäftsführerin der Piratenpartei bundesweit bekannt. Inzwischen ist sie Mitglied der Grünen. Die aus der Ukraine gebürtige Netz-Aktivistin kam Anfang der neunziger Jahre nach Deutschland.