Berlin (epd). Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) dringt darauf, alle Möglichkeiten für eine schnelle Ausreise örtlicher Bundeswehr-Helfer aus Afghanistan auszuschöpfen. „Für Bürokratie ist keine Zeit, wir müssen handeln“, sagte Seehofer am Freitag in Berlin mit Blick auf die vorrückenden radikal-islamischen Taliban. Er unterstütze alle Maßnahmen, die eine schnelle Ausreise ermöglichten wie die Organisation von Charterflügen und die nachträgliche Visaerteilung in Deutschland, erklärte Seehofer. Die Situation in Afghanistan werde immer bedrohlicher, so der Innenminister.
Die radikal-islamischen Taliban setzen ihren Vormarsch in Afghanistan fort. Am Freitag nahmen die Aufständischen weitere Provinzen ein und kontrollieren nun fast das ganze Land bis auf die Hauptstadt Kabul, wie der TV-Sender Tolo News berichtete. Neben Ghor eroberten die Taliban zuletzt offenbar auch Kandahar, die zweitgrößte Stadt Afghanistans.
Das Auswärtige Amt will bis zum Monatsende ein bis zwei Charterflüge vorbereiten, um Menschen ausfliegen zu können. Am Freitag tagte nach Angaben eines Sprechers ein Krisenstab, um über weitere Schritte zu entscheiden. Dabei geht es auch um das Personal in der deutschen Botschaft. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind inzwischen rund 1.800 afghanische Helfer und Familienangehörige in Deutschland eingetroffen. Das Auswärtige Amt hat 2.400 Visa ausgestellt.
