Seehofer zur EM: Kommerz darf Gesundheitsschutz nicht überstrahlen

Seehofer zur EM: Kommerz darf Gesundheitsschutz nicht überstrahlen

Berlin (epd). Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat angesichts der Corona-Pandemie eine Begrenzung der Zuschauerzahlen bei den Spielen der Fußball-Europameisterschaft gefordert. Gefragt nach einer Bewertung der Bilder vom vollen Stadion beim Spiel Deutschland gegen England am Dienstag in London sagte Seehofer am Donnerstag in Berlin: „Ich halte diese Position der Uefa für absolut verantwortungslos.“ Er könne sich nicht erklären, „warum die Uefa hier nicht einer Linie der Vernunft folgt“, sagte er. Sein Verdacht sei, „dass es um Kommerz geht“. Kommerz dürfe den Gesundheitsschutz für die Bevölkerung nicht überstrahlen.

„Ein Sportverband sollte schon klar erklären: Wir wollen das nicht so, wir reduzieren die Zuschauerzahlen“, appellierte Seehofer an den europäischen Fußballverband. Er verwies auf das Eröffnungsspiel der EM in München, bei dem er selbst vor Ort war. Dort seien 14.000 Zuschauer gewesen. Im Wembley-Stadion waren es am Dienstag 45.000. Wenn Menschen sehr dicht beieinander seien und Erfolge feierten mit Umarmungen, „ist vorgezeichnet, dass dies auch das Infektionsgeschehen befördert“, sagte er.

Seehofer und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) traten am Donnerstag vor die Presse, um zum Start der Urlaubssaison vor allem die derzeitigen Einreiseregelungen in Erinnerung zu rufen. Spahn erläuterte, es gebe drei Kategorien mit verschärften Regelungen für brisante Regionen: einfache Risikogebiete, Hochinzidenzgebiete und Virusvariantengebiete, in denen neue Mutationen aufgetreten oder besonders verbreitet sind.

Jeder Einreisende müsse vor dem Flug eine vollständige Impfung oder einen negativen Test vorlegen sowie eine digitale Einreiseanmeldung vornehmen. Grundsätzlich gelte für alle drei Gebiete nach Rückkehr Quarantänepflicht. Unter Umständen könne die Quarantäne mit einem negativen Test verkürzt werden, allerdings nicht bei Virusvariantengebieten.

Seehofer sagte, die Einhaltung der Regeln werde weiter kontrolliert durch die Gesundheitsämter vor Ort und durch die Bundespolizei an der Grenze. „Wer einreist, muss damit rechnen, kontrolliert zu werden“, sagte er. Extra Grenzkontrollen würden aber nicht eingerichtet. „Aus Pandemiegründen werden wir nirgendwo in Deutschland eine stationäre Grenze einführen“, sagte er.