Berlin (epd). Ein Jahr nach der Einführung des ersten staatlichen Gütesiegels für Textilien will das Bundesentwicklungsministerium die Kriterien für den "Grünen Knopf" verschärfen. Künftig sollen auch erste Produktionsschritte kontrolliert werden, also die Arbeit in Spinnereien, am Webstuhl oder bei der Produktion von Synthetikfasern, wie das Ministerium anlässlich des Jahrestags am Mittwoch ankündigte. Mit dem "Grünen Knopf" werden Produkte ausgezeichnet, die ohne Kinder- oder Zwangsarbeit hergestellt werden. Bei der Verarbeitung müssen zudem wenigstens Mindestlöhne bezahlt und Arbeitszeiten eingehalten werden.
Kontrolliert wird bislang aber erst dort, wo die Stoffe zugeschnitten, genäht, gebleicht oder gefärbt werden. Rund 75 Millionen Menschen arbeiten den Angaben nach weltweit in diesem Bereich - oftmals unter ausbeuterischen Bedingungen. Nicht kontrolliert werden vorherige Arbeitsschritte: Neben den Webereien und der Kunstfaserproduktion betrifft das zum Beispiel Beschäftigte auf den Baumwollplantagen.
52 Firmen stellen laut Ministerium inzwischen Kleidung, Bettwäsche oder Rucksäcke mit dem "Grünen Knopf" her. Außerdem seien etwa 100 Firmen an dieser Zertifizierung interessiert, weitere Dutzend Unternehmen befänden sich im Prüfprozess. Laut Marktforschungsinstitut GfK kennt in Deutschland jeder Fünfte das Siegel. Beim Umweltzeichen "Blauer Engel" (seit 1978) und "Fairtrade Baumwolle" (seit 2005) seien es deutlich über 60 Prozent der Bevölkerung. Das GfK betonte aber, mit 20 Prozent nur ein Jahr nach der Einführung könne der "Grüne Knopf" bereits eine "recht hohe Bekanntheit vorweisen".