Berlin (epd). Die Corona-Krise trifft Menschen in den Entwicklungsländern ungleich härter als hierzulande und krempelt die Arbeit der Helfer um. Die Präsidentin von "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, sagte am Donnerstag bei der Jahresbilanz der evangelischen Hilfsorganisation in Berlin, die Armut wachse so drastisch, dass es in vielen Projekten derzeit nur noch um Nothilfe gehe. Gleichzeitig müsse aber die Politik weiter gedrängt werden, die Ursachen von Armut und Unterentwicklung zu bekämpfen.
Eine neue Hungerkrise droht insbesondere in den ostafrikanischen Ländern. Weltweit werden durch die Pandemie in diesem Jahr zusätzlich bis zu 132 Millionen Menschen an chronischem Hunger leiden, schätzt die Welternährungsorganisation. Die rigorosen Lockdowns in vielen Ländern des Südens träfen die Menschen sehr hart, sagte Füllkrug-Weitzel, da weltweit zwei Drittel aller Berufstätigen ohne soziale Absicherung im informellen Sektor arbeiten, als Tagelöhnerinnen und Tagelöhner, als Hausangestellte oder Straßenhändlerinnen.
"Brot für die Welt" hat bisher 12,7 Millionen Euro zusätzlich für Corona-Hilfen bereitgestellt, wovon Partnerorganisationen beispielsweise Aufklärungskampagnen, Hygienekits, Beatmungsgeräte oder Lebensmittelpakete finanziert haben. Die Organisation ist in acht der zehn Länder mit den derzeit höchsten Infektionsraten tätig, darunter Brasilien, Indien und Südafrika.
Trotz der Corona-Krise sind die Spenden an "Brot für die Welt" in diesem Jahr bisher gestiegen. Füllkrug-Weitzel sagte, die Unterstützer wüssten, dass es ihnen in der Krise vergleichsweise gut gehe und wollten anderen helfen. Dennoch werde für 2020 insgesamt mit einem Rückgang der Spenden gerechnet, sagte Füllkrug-Weitzel. Denn die Kollekten aus Gottesdiensten würden ganz oder teilweise ausfallen, insbesondere die Kollekte am Heiligen Abend, die traditionell für "Brot für die Welt" und das katholische Hilfswerk Misereor bestimmt ist.
Das Jubiläumsjahr 2019 schloss "Brot für die Welt" mit einem Spendenergebnis von rund 68 Millionen Euro und damit dem drittbesten seit der Gründung 1959 ab. Insgesamt standen der Organisation rund 313 Millionen Euro für die Entwicklungsarbeit zur Verfügung, knapp zwei Prozent mehr als 2018. Die Verwaltungsausgaben lagen mit 5,9 Prozent im niedrigen Bereich. 91,6 Prozent der Mittel gehen direkt an die Projekte der Organisationen in aller Welt.