Friedrichsdorf (epd). Bis zu einer Million Mädchen könnten in Afrika vom Schulbesuch ausgeschlossen werden, weil sie während der Corona-Schließungen schwanger geworden sind. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Kinderhilfsorganisation World Vision, die am Freitag veröffentlicht wurde. Viele Mädchen seien während der Corona-Einschränkungen wegen sexueller Gewalt oder Kinderheirat schwanger geworden, oder weil sie nicht wussten, wie sie sich schützen sollen. In vielen afrikanischen Ländern südlich der Sahara werde es schwangeren Mädchen oder jungen Müttern verboten, zur Schule zu gehen. Es sei nötig, ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen, forderte die Organisation.
"Eine verlorene Ausbildung ist nicht nur für junge Mütter und ihre Kinder katastrophal, sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung von Ländern nach der Pandemie", sagte die Direktorin für Humanitäre Hilfe der Organisation, Isabel Gomes. "Wenn es den Ländern nicht gelingt, die Weiterbildung heranwachsender Mütter sicherzustellen, könnte die afrikanische Region südlich der Sahara einen weiteren Verlust des Bruttoinlandsprodukts in Höhe von zehn Milliarden US-Dollar erleiden, nachdem sie bereits durch Covid-19 gelähmt wurde."
In 194 Ländern weltweit wurden demnach wegen der Corona-Pandemie Schulen geschlossen. Fast 1,6 Milliarden Kinder und Jugendliche seien davon betroffen, das seien 90 Prozent der schulpflichtigen Bevölkerung der Welt. Studien während des Ebola-Ausbruchs in Westafrika hätten gezeigt, dass junge Frauen während der Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit schwanger wurden.
Die Länder südlich der Sahara seien die Region mit den meisten Teenager-Schwangerschaften. Zugleich lebten dort die meisten Kinder, die keine Ausbildung bekommen. "Mädchen ihr Recht auf Schulbesuch zu verweigern wird die Risiken für Familien verschärfen und die Entwicklung von Ländern behindern, wenn Regierungen jetzt nicht handeln", betonte Gomes.