Gauck: Eigenen Ängsten den Abschied geben

Gauck: Eigenen Ängsten den Abschied geben

Dortmund (epd). Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck hat die Menschen in Deutschland dazu aufgefordert, sich nicht von Ängsten leiten zu lassen. "Wir müssen unserer Angst den Abschied geben. Niemals soll sie herrschen über uns", sagte Gauck am Donnerstag bei einer Diskussionsveranstaltung auf dem evangelischen Kirchentag in Dortmund. Er erinnerte an die Bürgerrechtsbewegung der DDR, in der die Menschen trotz ihrer Angst auf die Straße gegangen seien, um Unrecht zu beenden.

Auch heute sei die Versuchung, mit Ängsten Politik zu machen, sehr gewaltig, sagte Gauck. Aktive Bürgerinnen und Bürger hätten die Aufgabe, zu unterscheiden zwischen hochgepushten Ängsten und Bedenken, für die es rationale Gründe gebe. "Parteien können mit Ängsten richtige Bewegungen in Gang setzen, und da müssen wir sehr, sehr ängstlich sein", sagte Gauck.

Andererseits hätten Menschen gezeigt, dass das, wovon sie einst träumten, gestaltbar sei, sagte Gauck weiter. Sie hätten aus einer "ewigen Kette politischer und gesellschaftlicher Ohnmacht Gesellschaften der Ermächtigten" geschaffen. Menschen hätten dafür gesorgt, dass Menschenrechte und die Herrschaft des Rechts zentrale Bezugsgrößen in der Politik geworden seien. Es gebe eine gute Geschichte der Demokratie, betonte er. "Es ist töricht, nur von einem Wirtschaftswunder zu sprechen und nicht von einem Demokratiewunder, was dieses Land erreicht hat."

Das Podium "German Angst" war die zweite von drei Diskussionsveranstaltungen zum Thema Angst auf dem Kirchentag in Dortmund. Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag steht unter der biblischen Losung "Was für ein Vertrauen" und dauert bis Sonntag.