Unierte Kirchen und lutherische Freikirchen söhnen sich aus

Unierte Kirchen und lutherische Freikirchen söhnen sich aus
Die unierten Kirchen und die Lutheraner, die zu keinem der Kirchenverbünde gehören, rücken enger zusammen. Geplant ist ein gemeinsamer Gottesdienst am Buß- und Bettag.

Die Union Evangelischer Kirchen (UEK) und die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) haben im Jahr des 500. Reformationsjubiläums ihre historische Spaltung aufgearbeitet. Für den Buß- und Bettag am 22. November ist in Berlin ein Buß- und Versöhnungsgottesdienst geplant. Grundlage dafür ist ein von SELK und UEK erarbeitetes Gemeinsames Wort mit dem Titel "Lasset uns aber wahrhaftig sein in der Liebe", dem die UEK-Vollkonferenz am Freitag in Bonn ohne Gegenstimmen und ohne Enthaltungen zustimmte. Zuvor hatte SELK-Bischof Hans-Jörg Voigt als Gast der Vollkonferenz über die mehrjährigen Gespräche über das Papier berichtet, das der Allgemeine Pfarrkonvent seiner Kirche bereits am Vortag ebenfalls einstimmig angenommen hatte.

Ein wichtiger Impuls für das gemeinsame Papier war eine Predigt von 1967, die Franz-Reinhold Hildebrandt gehalten hatte, damals Leiter der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union (EKU). Er sprach damals die gewalttätige Durchsetzung der Union in Preußen an und bat die Altlutheraner um Vergebung dafür, dass die Lutheraner damals verhaftet und vertrieben wurden.

Theologisch trennt die beiden Kirchen noch einiges, vor allem die Frage nach der Geltung der Bekenntnisse. Die SELK erkennt nur die lutherischen Bekenntnisse im Konkordienbuch von 1580 als "zutreffende Darlegung schriftgemäßer Lehre" und hat daher die Leuenberger Konkordie nie unterzeichnet. In der UEK stehen unterschiedliche Bekenntnisschriften gleichberechtigt nebeneinander, weil in der UEK eine Kirchengemeinschaft auch bei unterschiedlichen Bekenntnissen möglich ist, so lange es ein gemeinsames Verständnis des Evangeliums gibt und man sich bei der "Verwaltung von Taufe und Abendmahl" einig ist.

In dem nun beschlossenen Papier ist zumindest ein gemeinsamer Auftrag festgehalten: "SELK und UEK haben beide den Auftrag, das Evangelium zu verkündigen." Auf dieser Grundlage sei es möglich, die bestehenden Differenzen weiter zu klären "und geschichtliche Brüche zu heilen".

In der SELK sind lutherische Freikirchen zusammengeschlossen, die sich als Protest gegen die Einführung der Union in Preußen im 19. Jahrhundert gegründet hatten und seither als eigenständige Kirchen bestehen. Heute gehören zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche etwa 33.500 Gemeindemitglieder in 174 Gemeinden bundesweit.

1817 hatten sich in Preußen lutherische und reformierte Gemeinden zur Evangelischen Kirche der Union (EKU) zusammengeschlossen. 2003 fusionierten diese Kirchen mit der Arnoldshainer Konferenz zur Union Evangelischer Kirchen (UEK). Diesem Kirchenbund gehören zwölf evangelische Landeskirchen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an.

Die Vollkonferenz der UEK tagt am Freitag, 10. November, und Samstag, 11. November in Bonn. Neben dem Gemeinsamen Wort mit der SELK und den Berichten aus der Catholica-Arbeit befasst sich die Vollkonferenz am Samstag mit dem Schwerpunktthema "Streit um die Wahrheit".