Bücher zum Reformationsjubiläum: Reformation und die Folgen

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Bücher zum Reformationsjubiläum: Reformation und die Folgen
Was ist eigentlich "Reformation"? Welche politischen Folgen hat die Reformation in Deutschland und Europa? Und was bedeutet es heute eigentlich, evangelisch zu sein? Diese Bücher bilden Überblick und neue Perspektiven - für Reformationsneulinge und "Alte Hasen".
11.12.2016
Evangelisches Literaturportal (Eliport)

Käßmann, Margot u. Ludwig, Ralph: 95 x Reformation. Ein kleines ABC.

Hannover: Luth. Verl.‐Haus 2016. 176 S.; 22 cm. ISBN 978‐7859‐1196‐9, geb.: 16,90 €

95 reformatorische Grundbegriffe werden dargestellt und erläutert.

Das Autorenduo Margot Käßmann und Ralph Ludwig möchte mit dem ABC der Reformation Lesende „erfreuen und ihnen nützen“. Dazu wird die Nähe zur Reformation gesucht: Historische Sachverhalte der Reformation werden erklärt, der Alltag der Reformatoren, der unser Alltag geworden ist, wird geschildert. Distanz zur Reformation wird geschaffen: Irrtümer, Fehleinschätzungen, Weiterentwicklungen der reformatorischen Gedanken werden behandelt. Entstanden ist ein ausgewogenes Buch. Die Wucht, das Ungeheuerliche der Reformation bleiben aber gezähmt, es erscheint selbstverständlich. Schöne Artikel sind die über die Liebe, Sünde und Rechtfertigung. Die Freiheit bleibt im Dualismus stecken, warum Luther sein Abendmahlsverständnis verteidigte, bleibt offen. Es ist ein ABC, das angenehm zu lesen ist, zentrale Begriffe klärt und die Bedeutung der Reformation erahnen lässt. Für Bibelkreise, Literaturgruppen kann es ein variationsreicher thematischer Einstieg sein. Einzelne Artikel lassen sich für eine Gesprächsandacht oder als Gesprächsanlass verwenden. Vielleicht auch ein Geschenk für Mitarbeitende?

Martin Schulz

 

Sunshine, Glen S.: Reformation für zwischendurch.

Ill. von Ron Hill. Dt. von Gesine Schenke Robinson. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2008. 256 S.: Ill. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978‐3‐525‐55396‐1, kt.: 19,90 €

Calvin, Zwingli. Luther ‐ Knappe Einführung in die Theologie und Geschichte der Reformation in Europa.

Die gängigen Schlagworte zur Reformation kennen viele, die Inhalte schon weniger. Wer sich über die Geschichte und Theologie der Reformation gut verständlich und kompakt informieren möchte, ist bei "Reformation für zwischendurch" genau richtig. Glen S. Sunshine führt in zentrale Themen dieses kirchengeschichtlichen Schlüsselereignisses und seiner Vorläufer im Spätmittelalter ein und beleuchtet die wichtigsten Schauplätze der europäischen Reformation. Darunter die Theologie Luthers, Zwinglis und Calvins, den Abendmahlsstreit und die Gegenreformation auf katholischer Seite sowie den Dreißigjährigen Krieg. Dabei werden theologische, politische und historische Zusammenhänge deutlich. Am Ende jeden Kapitels stellt der Autor Diskussionspunkte zusammen, die zum Weiterdenken anregen, in der Gruppe oder alleine. Aufgelockert wird das Buch durch humorvolle Karikaturen. Gerne empfohlen für alle an Theologie und Kirche Interessierten. Gut geeignet für die Erwachsenenbildung und Bibelgesprächskreise.

Dagmar Paffenholz

 

Die Reformation. Aufstand gegen Kaiser und Papst.

Matthias Bartsch, Daniel Bellingradt, Stefan Berg, u.a. Hg. von Dietmar Pieper und Eva‐Maria Schnurr. München: Dt. Verl.‐Anst. 2016. 255 S. ; 22 cm. ISBN 978‐3‐421‐04675‐8, geb.: 19,99 €

Aspekte zur reformatorischen Bewegung im europäischen Kontext.

Dass die Aufstellung seiner Thesen, eine gängige Praxis für eine wissenschaftliche Disputation, ein so weitreichendes Echo auslösen würde, hatte der Augustinermönch nicht vorhersehen können. Schaut man heute auf die Ereignisse, so wird klar, dass es um einen längst schwelenden Konflikt und Machtpositionen zwischen kirchlicher und weltlicher Herrschaft ging. Innerhalb des Deutschen Reiches aber auch um Rechtspositionen und Zuständigkeiten im Innern. Die Interessen der Landesfürsten standen gegen die des jungen, politisch unerfahrenen Kaisers, der wiederum vom Papst unter Druck gesetzt wurde. In diesen Konflikt geriet der sächsische Rebell. Doch er hatte etliche Mitstreiter und Weggefährten, aber auch heftige Widersacher. Die Historiker zeigen die politischen Hintergründe in einer Zeit des Umbruchs auf auch in den europäischen Nachbarländern. Der gut lesbare Band stellt den Reformator in die Zusammenhänge des Zeitgeschehens im Deutschen Reich und seinen Nachbarländern. Für literarisch interessierte Leser gut geeignet.

Halgard Kuhn

 

Eichel, Christine: Deutschland, Lutherland. Warum uns die Reformation bis heute prägt.

München: Blessing 2015. 255 S. : Ill. ; 22 cm. ISBN 978‐3‐89667‐527‐9, geb.: 19,99 €

Christine Eichel geht es um reformatorische Faktoren, die bis heute die Lebenskultur in Deutschland bestimmen.

Wo wirkt Luthers Reformation im Welt‐ und Menschenbild, in Gesinnung und Haltung, in der Atmosphäre der gegenwärtigen Lebenswelt weiter? Christine Eichel beschreibt deutsche Mentalitätsgeschichte. Es geht um allgemeine Verhaltensweisen, die sich (unbemerkt) festgesetzt haben. In der Gesellschaft nimmt sie das Arbeitsethos, die Spendenbereitschaft, Seite 2 von 24 die Sorge um den Nachwuchs und das Engagement der Frauen in den Blick. Deutschlands Kultur besitzt eine starke Musiktradition, Museen werden geschätzt, der Büchermarkt ist ausgeprägt. In der Politik ist die Selbstbescheidenheit eine Zierde, der Sozialstaat ist anerkannt, Sparsamkeit eine Tugend. Luthers Antisemitismus blendet sie nicht aus. Nebenwirkungen Luthers sind die anstrengende Moralität im Alltag, die in Rechthaberei übergehen kann. Das spirituelle Defizit des Protestantismus findet sie in der Geringschätzung des Gottesdienstes. Das anschaulich gehaltene und gut geschriebene Buch wendet sich an ein breites Publikum, es lädt altersübergreifend zum Gespräch über die Reformation ein.

Martin Schulz

 

Herlyn, Okko: Was ist eigentlich evangelisch? Eine Orientierung.

Neuenkirchen: Neukirchener Verl.‐Haus 2015. 191 S. ; 22 cm. ISBN 978‐3‐7615‐6241‐3, geb.: 14,99 €

Eine fundierte Hilfe zur Beantwortung der schwierigen Frage nach dem „protestantischen Profil“.

Der Pfarrer, Ethik‐Professor, Liedermacher und Kirchenkabarettist Okko Herlyn geht der Frage nach, was typisch ist am „Evangelisch – Sein“. Oft wird das „Evangelische“ umrissen durch rein äußerliche Abgrenzung zu anderen Religionen, verbunden mit viel Halbwissen und Vorurteilen. Dem Autor gelingt es, in einer leicht verständlichen Sprache ohne sattsam bekannte Worthülsen Kenntnisse zu vermitteln, Klarheit zu schaffen, zum persönlichen Nachdenken anzuregen. Stets hat er die biblischen Wurzeln, die historische Entwicklung und die aktuelle Situation im Blick, wenn er aufzeigt, welche Einsichten der Reformatoren für uns heute in einer veränderten Gesellschaft noch Bedeutung haben, wie wir Zugang finden zu den „Alleinstellungsmerkmalen“ Schrift, Christus, Gnade und Glauben oder zu den Sakramenten. Herlyns Gedanken, etwa zu Gottesdienst und Kirchenmusik sind durchaus auch kritisch, aber immer kreativ und anregend zum Weiterdenken. Ein Buch, das Wissen und Erkenntnisse vermittelt und dazu noch vergnüglich zu lesen ist. Es gehört in jede ev. Bücherei! Geeignet für Veranstaltungsarbeit in Bücherei und Gemeinde

Heidrun Martini