Unions-Innenminister sprechen sich für teilweises Burka-Verbot aus

Unions-Innenminister sprechen sich für teilweises Burka-Verbot aus
Gebremst von ihrer Parteivorsitzenden und dem Bundesinnenminister haben die Länderinnenminister der Union gerade noch die Kurve bekommen: Kein komplettes Burka-Verbot, mehr Polizisten und der Doppelpass bleibt - außer für Terroristen und IS-Kämpfer.

Berlin (epd). Ein generelles Burka-Verbot ist bei den Länder-Innenministern von CDU und CSU vom Tisch. Sie einigten sich in ihrer am Freitag in Berlin vorgestellten "Berliner Erklärung" auf die Forderung nach einem teilweisen Verbot der Vollverschleierung, etwa im öffentlichen Dienst, vor Gericht, im Verkehr, sowie in Schulen und Kitas. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) machte erneut deutlich, dass die Union die Vollverschleierung ablehnt. Sie beeinträchtige den gesellschaftlichen Zusammenhalt und stehe mit ihrer frauenverachtenden Symbolik im Widerspruch zur Gleichberechtigung und Würde der Frau.

Doppelpass vermeiden

Beim Doppelpass speckten die Unions-Länderminister ab und verzichteten auf ihre ursprüngliche Forderung, die doppelte Staatsbürgerschaft wieder abzuschaffen - was mit der SPD ohnehin nicht zu machen wäre. Zweistaatlichkeit solle aber möglichst vermieden werden, heißt es nun in der Erklärung. Bis 2019 soll überprüft werden, wie sie sich auf die Integration auswirkt. Verlieren sollen Doppelstaatler den deutschen Pass, wenn sie für eine Terrormiliz im Ausland kämpfen. Das hatte de Maizière bereits in seinem jüngsten Sicherheitspaket angekündigt.

Neben der Integrationspolitik befassten sich die Unions-Minister mit der Inneren Sicherheit. Sie wollen 15.000 zusätzliche Polizisten bis 2020 bei Bund und Ländern einstellen. Auf 3.000 zusätzliche Stellen bei der Bundespolizei hat sich die Koalition bereits verständigt. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) forderte anlässlich des Unions-Treffens 3.000 weitere Polizisten und erklärte, "wenn wir unseren Rechtsstaat durchsetzen wollen, dürfen wir ihn nicht kaputtsparen". Das gelte auch im Zeitalter der Schuldenbremse.

Polizei und Bundeswehr üben gemeinsam

Außerdem soll die Ausrüstung und Bewaffnung der Polizisten verbessert und die Videoüberwachung öffentlicher Plätze und des Verkehrs ausgebaut werden. Zur Terrorabwehr sollen Polizei und Bundeswehr gemeinsame Übungen durchführen. Das hatten auch schon Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angekündigt, die darauf drängt, die Bundeswehr bei Terrorattacken auch im Inland einzusetzen.

Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) sagte, mit der "Berliner Erklärung" gebe die Union eine "kluge und deutliche Antwort auf die Sicherheitslage". Die Innenminister der Union setzten vor allem auf eine gut ausgestattete Polizei, um das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu erhöhen. Auch die Burka-Debatte habe sich gelohnt. Die Linie, die nun gefunden sei, "bringt uns deutlich voran".

Grüne: Burka kein Sicherheitsrisiko

Bei den Grünen stieß die "Berliner Erklärung" auf Kritik. Der Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Anton Hofreiter, erklärte, die Union gehe im AfD-Lager auf Stimmenfang. Die Burka sei weder ein zentrales Sicherheitsrisiko, noch scherten sich die "Unionsherren" wirklich um die Rechte der Frauen, die eine Burka tragen, sagte Hofreiter den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagsausgaben).

Verständnis für das Teil-Verschleierungs-Verbot gab es dagegen aus der SPD. Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) sagte dem NDR, vor Gericht oder auf dem Standesamt, sei es wichtig, das Gesicht der Person sehen zu können. Allerdings sei dies keine Frage der Inneren Sicherheit.

Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer begrüßte die Beschlüsse von Berlin. Sie seien ein Meilenstein für mehr Sicherheit in Deutschland, erklärte er in München. "Jetzt kommt es darauf an, das politisch Gewollte zügig umzusetzen." Die Sicherheit der Bevölkerung sei absolutes Thema Nummer Eins.