Grimme-Institut würdigt Aufschwung der deutschen Serie

Grimme-Institut würdigt Aufschwung der deutschen Serie
Öffentlich-rechtliche Produktionen dominieren erneut im Rennen um den Grimme-Preis. Zu den wenigen Kandidaten privater Sender gehören die Serien «Deutschland 83» und «Club der roten Bänder» - sowie die abgesetzte Trinkshow «Der Klügere kippt nach».

Marl (epd)Das vergangene Fernsehjahr war nach Ansicht des Grimme-Instituts ein Jahr der Serien. Der internationale Serientrend sei auch in Deutschland angekommen, sagte Institutsdirektorin Frauke Gerlach am Donnerstag in Marl zur Bekanntgabe der Nominierungen für den 52. Grimme-Preis. Um eine Nominierung für die beste Serie konkurrieren 32 Produktionen.

Wichtigster deutscher Fernsehpreis

Hoffnung auf eine Auszeichnung können sich nun die Macher von "Weinberg" (TNT), "Deutschland 83" (RTL), "Weissensee" (MDR/Degeto) und "Lerchenberg" (ZDF) machen. Insgesamt wurden 76 TV-Produktionen und besondere Einzelleistungen in vier Kategorien für den begehrten Preis nominiert. Der überwiegende Teil davon stammt erneut von den öffentlich-rechtlichen Sendern. Der undotierte Grimme-Preis gilt als wichtigster deutscher Fernsehpreis.

Die deutschsprachige Serie habe im vergangenen Fernsehjahr ihren Platz zurückerobert, erklärte das Grimme-Institut. Gerlach sagte, Sender und Produktionsfirmen setzten verstärkt auf hochklassige Eigenproduktionen. Dieser Trend zeige sich auch bei den Privatsendern. Insgesamt wurden in der Kategorie Fiktion 21 Produktionen und Spezialleistungen vorgeschlagen. Neben Komödien wie "Vorsicht vor Leuten" (WDR/Degeto) und "Ein Mord mit Aussicht" (WDR/Degeto), historischen Stoffen wie dem Dokudrama "Meine Tochter Anne Frank" (HR/RBB/WDR) und der Romanadaption "Nackt unter Wölfen" (MDR/Degeto/WDR/SWR/BR) spielen auch in diesem Jahr aktuelle gesellschaftliche Themen eine große Rolle.

Auch der "Tatort: Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes" (NDR) mit Axel Milberg wurde benannt. Für den HR-"Tatort: "Wer bin ich?" mit Ulrich Tukur sind Jörg Himstedt (Redaktion) und Bastian Günther (Buch und Regie) für einen Spezialpreis im Rennen.

In den Kategorien Fiktion sowie Information und Kultur werden vier reguläre Preise vergeben, im Wettbewerb Unterhaltung zwei. Neu sind eine eigene Kategorie für Kinder- und Jugendfernsehen mit zwei Preisen sowie jeweils ein fakultativer Grimme-Preis in jeder der vier Kategorien. Die Auszeichnungen werden am 8. April verliehen.

Aktuelle gesellschaftspolitische Ereignisse

Die 23 Nominierungen in der Kategorie Information und Kultur spiegeln ebenfalls die aktuellen gesellschaftspolitischen Ereignisse und Diskussionen wider, wie das Grimme-Institut erklärte. Neben den beherrschenden Themen Flucht und Migration stehen auch Kulturthemen wie mit "Satiesfiktionen - Spaziergänge mit Erik Satie" (WDR/Arte) im Wettbewerb. Lediglich eine Privatsender-Produktion schaffte es auf die Liste: Die Redaktion von "Marhaba - Ankommen in Deutschland" (NTV) und der Moderator Constantin Schreiber können auf einen Grimme-Preis hoffen.

Neu in diesem Jahr ist die Rubrik Journalistische Leistung in der Kategorie Information & Kultur. Für den Preis sind die Reporterteams der Panorama-Redaktion (NDR), Claudia Butter und Achim Reinhardt aus der "Report"-Redaktion des SWR sowie Daniel Harrich, Thomas Reutter, Hans-Michael Kassel und Claudia Gladziejewski (SWR/BR) nominiert.

Im Bereich Unterhaltung konkurrieren 16 Produktionen, darunter auch die vorzeitig wieder abgesetzte Late-Night-Show "Der Klügere kippt nach" (Tele5). In der Rubrik Innovation sind vertreten: die "Varoufakis-Stinkefinger-Satire #varoufake" aus dem Neo Magazin Royale mit Jan Böhmermann sowie die Formate "Streetphilosophy" (RBB/ARTE) und "Das Lachen der anderen" (WDR). Auf einen Spezialpreis können die Komikerinnen Carolin Kebekus und Martina Hill hoffen.

In der neuen Kategorie Kinder und Jugend wurden 16 Produktionen sowie eine Spezialleistung benannt, darunter die Vox-Serie "Club der roten Bänder", das "Sendung mit der Maus"-Spezial "Was ist Kinderarmut?" (WDR) und das neue Talkformat "Let's talk - Weil Meinung zählt!" (ZDF) für die Rubrik Innovation.

Die Träger des Grimme-Preises 2016 werden am 9. März in Essen bekanntgegeben. Gesellschafter des Grimme-Instituts sind der Deutsche Volkshochschul-Verband, WDR, ZDF, die Film- und Medienstiftung NRW, die Landesanstalt für Medien NRW, die Stadt Marl und das Land Nordrhein-Westfalen.