Theologe Jüngel kritisiert Ex-EKD-Ratsvorsitzenden Schneider in Sterbehilfe-Debatte

Theologe Jüngel kritisiert Ex-EKD-Ratsvorsitzenden Schneider in Sterbehilfe-Debatte
Der Theologe Eberhard Jüngel hat den früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, wegen dessen Aussagen zur Sterbehilfe kritisiert.

Einerseits vertrete Schneider die Auffassung, dass Selbsttötung theologisch unmöglich sei, andererseits wolle er seine Frau bei diesem Schritt begleiten, sollte sie sich für Sterbehilfe entscheiden, sagte Jüngel. "Er sieht, dass das nicht zusammenpasst. Damit geht man nicht vor die Kameras", sagte der Theologe.

Jüngel wird an diesem Freitag 80 Jahre alt. Er gilt als einer der bekanntesten evangelischen Theologen der Gegenwart. Der vielfach ausgezeichnete Professor war Kanzler des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste, drei Jahrzehnte lang berufenes Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und bekannter Redner auf Kirchentagen. Jüngel hat nach eigenen Worten in einer Patientenverfügung zwei Menschen bestimmt, die im Bedarfsfall medizinische Entscheidungen für ihn treffen können. Selbsttötung lehnt er ab. "Es ist für mich unvorstellbar, dass ich Hand an mich lege", sagte er. Derzeit leide er an einer langwierigen Viruskrankheit, weshalb es ihm nicht mehr möglich sei, zu predigen oder Bücher zu schreiben.

Vom Leben nach dem Tod erwartet der Theologe, dass er viel Schönes aus dieser Welt in gesteigerter Form erfahren werde: "Es gibt Phänomene hier in Gottes Schöpfung, die sind in der Ewigkeit steigerungsfähig: Lieben, Loben, Danken, Gemeinschaft." Der in Tübingen lebende Theologieprofessor wird an seinem Geburtstag mit einem Festakt im Evangelischen Stift geehrt, dessen Ephorus (Votsteher) er 18 Jahre lang war. Bundespräsident Joachim Gauck habe zudem eine Einladung zum Mittagessen ausgesprochen, sagte er.